"Super Tuesday" bei US-Vorwahlen: Donald Trump reißt weitere Barrieren ein
Die USA müssen sich für die Präsidentschaftswahl langsam auf ein Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump einstellen. Die Trump-Gegner in der eigenen Partei haben sich geirrt.
Die großen Sieger heißen auch am "Super Tuesday" Hillary Clinton und Donald Trump. Bei den Demokraten ist das Rennen zur Kandidatenkür für die Präsidentschaftswahl im Herbst damit wohl gelaufen. Clinton gewann viele Staaten mit hohem Vorsprung vor Bernie Sanders. Das macht sich auch bei der Zuteilung der Delegierten für den Nominierungsparteitag bemerkbar.
Rein rechnerisch kann Sanders in den verbleibenden Vorwahlen mit ihr gleich ziehen. Politisch ist jedoch schwer vorstellbar, wie er sie noch einholen will. Um diese Hoffnung aufrecht zu erhalten, hätte er neben seiner Heimat Vermont, Colorado, Oklahoma und dem progressiven Minnesota zumindest auch Massachusetts gewinnen müssen – ein Nachbarstaat von Vermont, der günstige Voraussetzungen für ihn bot. Dass er Clinton dort unterlag, zeigt: Sanders ist nicht mehr im Aufwind. Hillary hat das Momentum zurückerobert.
Bei den Republikanern ist die Lage nicht ganz so eindeutig. Trump gewann acht der zwölf Staaten mit republikanischen Vorwahlen. Neben dem großen Sieger Trump gibt es einen zweiten, wenn auch kleineren Gewinner: Ted Cruz. Mit den Siegen in seinem an Delegierten reichen Heimatstaat Texas, Oklahoma und Alaska löst Cruz Marco Rubio als den ersten Herausforderer des Frontrunners Trump ab. Wie Clinton hat auch Trump seinen Vorsprung an Delegierten enorm ausgebaut, aber er ist noch nicht uneinholbar.
Klare Verlierer sind Marco Rubio, John Kasich und die Parteiführung der Republikaner. Sie hatten die Hoffnung, dass der "Super Tuesday" zeigen werde: Die Mehrheit der republikanischen Wähler ist moderat, und nachdem die meisten moderaten Kandidaten aus dem Rennen geschieden sind – Jeb Bush, Chris Christie, Carly Fiorina -, können sich diese Stimmen bei einem Kandidaten bündeln, und der werde Trump dann überholen.
Rubio taugt nicht als Hoffnungsträger der Trump-Gegner
Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt. Marco Rubio konnte zwar erstmals einen Staat gewinnen, Minnesota. In einigen anderen behauptete er Platz zwei oder kann dank eines guten dritten Platzes zumindest mit Delegierten rechnen.
Alles in allem schnitt Rubio aber so weit unter den Erwartungen ab, dass er schwerlich beanspruchen kann, der Hoffnungsträger der Trump-Gegner in der Partei zu sein. Die Wähler, die Trump nicht wollen, sammeln sich nicht automatisch bei Rubio. Viele von ihnen setzen eher auf den Rechtsaußen Cruz als Alternative – ein doppelter Alptraum für das Parteiestablishment.
Trump bewies erneut seinen Killerinstinkt, als er in seiner Siegesrede Cruz respektvoll zu dessen Siegen in Texas und Oklahoma gratulierte, Rubio hingegen als „Leichtgewicht“ abtat.
In der Parteiführung wird die Alarmstimmung nun weiter zunehmen. Einen Tag vor den Abstimmungen am "Super Tuesday" hatten die Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus und dem Senat, Paul Ryan und Mitch McConnell, einen vereinten Versuch unternommen, Trump zu bremsen. Sie nahmen seine zweideutige Positionierung zum Ku-Klux-Clan zum Anlass, ihn zu verwarnen: Die republikanische Partei stehe eindeutig gegen Rassismus und dürfe niemanden dulden, der diese entschiedene Haltung nicht teile. Das klang wie eine Wahlempfehlung gegen Trump, hatte aber keine erkennbare Wirkung.
Moderate Republikaner hoffen auf "Brokered Convention"
So verschieben sich die Verteidigungslinien immer weiter nach hinten. Erst hieß es: Trump sei ein reines Medienphänomen und werde noch vor Beginn der Vorwahlen an Reiz verlieren. Dann trösteten sich die Insider: Er mag in den Umfragen führen, wird aber keine Vorwahl gewinnen – was sich in Iowa zunächst auch bestätigte.
Dann, nach seinen hohen Siegen in New Hampshire und Nevada, machte der Parteiapparat sich Mut: Am "Super Tuesday" mit parallelen Abstimmungen in einem Dutzend Staaten werde sich zeigen, dass Trump nicht breit genug aufgestellt sei und ihm die Hilfe des Parteiapparats fehle. Auch das erwies sich als Wunschdenken.
Nun bleibt nur noch eine letzte Hoffnung: Trump mag seine Führung verteidigen. Aber solange Cruz und Rubio weiter erfolgreich mit ihm konkurrieren und überwältigende Siege verhindern, werden sich die Delegierten auf alle drei verteilen. Und dies hindert Trump, eine absolute Mehrheit der Delegierten zu gewinnen. Dann gibt es eine „Brokered Convention“. Wenn in der ersten Abstimmung auf dem Parteitag kein Kandidat die absolute Mehrheit erzielt, werden die Delegierten von ihrer Bindung an einen Kandidaten befreit. Und nach einfühlsamen Verhandlungen vermittelt die Parteiführung die Einigung auf einen anderen Kandidaten als Trump.
Doch die Moderaten haben sich mit ihrem Zweckoptimismus, wie Trump zu verhindern sei, inzwischen ziemlich oft geirrt. Womöglich beenden schon die Vorwahlen der nächsten zwei Wochen auch diese Spekulation auf eine „Brokered Convention“. Sollte Trump nämlich auch Ohio gewinnen und selbst Florida, Rubios Heimatstaat, würde sich der Eindruck ausbreiten, dass in diesem Jahr des Zorns auf die alten Eliten keine Barriere mehr hält.