Porträt: Dieudonné Nzapalainga ist der jüngste Kardinal - und der erste aus Zentralafrika
Vor einem Jahr hat der damalige Erzbischof von Bangui mit Papst Franziskus an der unruhigsten Stelle der Hauptstadt gestanden. Ein Jahr später ist der Friedensstifter aus der Zentralafrikanischen Republik zum Kardinal aufgestiegen.
Es muss Papst Franziskus ziemlich beeindruckt haben, als er am 29. November 2015 mit dem damaligen Erzbischof Dieudonné Nzapalainga am PK5 gestanden hat. Pk5 heißt Kilometer fünf. Er bezeichnet den Punkt von der Stadtmitte der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui aus gesehenen, an dem die Hauptstraße fünf Kilometer aus dem Stadtzentrum herausgeführt hat. Dort gibt es seit 2012 Gefechte zwischen muslimischen und christlichen Milizen. Pk5 ist in Bangui der Inbegriff der Gefahr. „Hier weiß man nie, was als nächstes passiert“, sagt Georg Dörken, der für die Welthungerhilfe bis vor wenigen Wochen das Landesbüro geführt hat.
Genau dort wollte der Papst hin. Ein Jahr später hat der Papst den 49-Jährigen Nzapalainga zum Kardinal erhoben. Er ist nicht nur der erste Kardinal aus der Zentralafrikanischen Republik. Er ist mit 49 Jahren auch der jüngste im Kreis der Kardinäle. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Wölki ist mit seinen 55 Jahren der Zweit-Jüngste.
Vor dem Papst war Diedonné Nzapalainga schon öfter mit dem Imam Oumar Kobine Layama am Pk5 gewesen, wenn es mal wieder blutige Auseinandersetzungen in dem Viertel gegeben hatte, in dem inzwischen fast nur noch Muslime leben. Vor der Machtergreifung der muslimischen Seleka-Milizen war das ein gemischter Stadtteil gewesen. Als Reaktion auf das Wüten der Seleka-Milizen und ihrer Helfer aus dem Tschad haben sich christliche Anti-Balaka-Milizen gegründet, die nicht weniger brutal gegen Muslime vorgingen. Heute ist Bangui eine geteilte Stadt.
Eine religiöse Plattform soll Frieden schaffen
Doch Dieudonne Nzapalainga, der Imam und der evangelische Pfarrer Nicolas Guérékoyaméné-Gbango haben sich diesem politischen Konflikt, der auf dem Feld der Religion ausgetragen wird, immer entgegen gestellt. Beide sagen seit Jahren, dass der Konflikt in ihrem Land kein religiöser ist. Es gehe um Macht und die Kontrolle der Bodenschätze. 2013 haben sie eine interreligiöse Plattform gegründet, nachdem der Imam den Erzbischof schon 2012 das erste Mal aufgesucht hatte, um ihn vor dem zu warnen, was kommen könnte. Als die Anti-Balaka 2013 die Muslime in Bangui jagten, lud Nzapalainga den Imam und seine Familie in seine Residenz ein – dort hat Papst Franziskus zwei Jahre später dann auch übernachtet. Ein halbes Jahr blieb er Imam. Nzapalainga hat ihm und weiteren 10 000 Muslimen, die auf Kirchengrundstücken Zuflucht fanden, vermutlich das Leben gerettet.
Der Kardinal und der Imam treten oft gemeinsam auf. Sie sind die letzten Instanzen von Frieden und Anstand in der Zentralafrikanischen Republik.
Die Autorin hat sich auf Einladung der Welthungerhilfe in Bangui aufgehalten und dort Dieudonné Nzapalainga getroffen.