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Marina Owsjannikova spricht in einem Instagram-Video über ihren Protest.
© Marina Owsjannikova via REUTERS

Anti-Kriegs-Protest im russischen Staatsfernsehen: Die Videobotschaft der Journalistin Owsjannikowa im Wortlaut

Bei der Ausstrahlung der wichtigsten Nachrichtensendung Russlands stürmte Marina Owsjannikowa mit einem Protest-Schild vor die Kamera. Zuvor veröffentlichte sie eine Videobotschaft.

Mit einem Protestplakat und lauten Rufen hat Marina Owsjannikowa im russischen Staatsfernsehen Perwy Kanal (Erster Kanal) für eine Unterbrechung der Nachrichtensendung gesorgt. Ihre Aktion hatte sie zuvor in sozialen Medien angekündigt.

"Sie können uns nicht alle wegsperren"

Die Übersetzung Owsjannikowas Video-Ansprache im Wortlaut

"Was jetzt in Russland geschieht, ist ein Verbrechen und Russland ist das Aggressor-Land. Die Verantwortung für diese Aggression liegt an einer Person und diese Person ist Wladimir Putin. Mein Vater ist Ukrainer, meine Mutter ist Russin, und sie waren nie Feinde. Diese Halskette um meinen Hals ist ein Symbol dafür, dass Russland diesen Bruderkrieg sofort beenden muss. Unsere brüderlichen Nationen können sich immer noch versöhnen.

Leider habe ich in den vergangenen Jahren für Perwy Kanal gearbeitet und Propaganda für den Kreml gemacht. Dafür schäme ich mich heute sehr. Ich schäme mich, dass ich mir erlaubt habe, Lügen aus dem Fernsehbildschirm zu sprechen. Ich schäme mich, dass ich zugelassen habe, dass das russische Volk zombifiziert wird.

Wir haben 2014 geschwiegen, als das alles begann. Wir sind nicht zu Protesten gegangen, als der Kreml Alexej Nawalny vergiftete. Wir haben dieses menschenfeindliche Regime einfach schweigend beobachtet. Und jetzt hat sich die ganze Welt von uns abgewandt. Zehn weitere Generationen unserer Nachkommen werden die Folgen dieses Bruderkriegs nicht mehr abwaschen können. Wir, das denkende und intelligente russische Volk, haben es allein in der Hand diesen Wahnsinn zu stoppen. Habt keine Angst vor irgendetwas. Sie können uns nicht alle wegsperren."

Bis zu 15 Jahre Haft für Protestaktionen

Ein Video der Protestaktion während der Nachrichtensendung verbreitete sich schnell in den Social-Media-Netzwerken. Zahlreiche Internetnutzer lobten den außergewöhnlichen Mut der Frau.

Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass könnte die Frau wegen "Diskreditierung des Einsatzes der russischen Streitkräfte" strafrechtlich verfolgt werden. Das russische Parlament hatte vor kurzem ein Gesetz verabschiedet, das bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung von "Falschnachrichten" über das Militär vorsieht. Damit wurde auch die Bezeichnung des russischen Militäreinsatzes als "Krieg" unter Strafe gestellt. (mit AFP)

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