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Armin Laschet und Markus Söder im Wahlkampf.
© imago images/Future Image

CDU und CSU schwächeln: Die Trennung der Union wäre für beide das Beste gewesen

Unterschiedliche Wahlprogramme und schwache Ergebnisse: Es ist ein kleines deutsches Wunder, dass niemand die Union ernsthaft infrage stellt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

In der sich zuspitzenden Beurteilung dessen, was man Wahlkampf nennt – bis zum zweiten Triell war es eher keiner –, tut es gut, einmal kurz zurückzuschauen, um vorauszuschauen. Wir blicken vier Jahre zurück, auf die sogenannte große Partei Union.

Die Union war immer schon, dies wird gern übersehen, zwei Parteien, die CDU und die CSU. Es ist ein kleines deutsches Wunder, dass noch kein Gericht die Fraktionsgemeinschaft im Bundestag infrage gestellt hat, so wenig, wie die beiden gemein haben. Die beiden Parteien haben sogar unterschiedliche Wahlprogramme.

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Doch Ex-SPD-Chef Franz Müntefering hat in seiner Amtszeit den Plan nicht weiterbetrieben, das mal prüfen zu lassen. Schade, eigentlich. Dann wüssten es nicht nur die Zuschauer des ständigen Parteiengezänks und dem höchst persönlichen Bruderkampf zwischen Markus Söder und Armin Laschet, sondern auch die beiden Parteien heute besser.

Söder könnte bundesweit antreten - für die CSU

Wenn anerkannt würde, dass die zwei Parteien so viel miteinander verbindet wie beispielsweise die Linke und die SPD, dann könnte die CSU bundesweit antreten. So wie die CDU in Bayern. Die CSU könnte sogar Markus Söder als Kanzlerkandidaten stellen. Nach der Wahl koalieren ginge doch auch; jedenfalls, wenn sich die Parteien nicht vollends spinnefeind geworden sind.

Nicht nur die unterschiedlichen Wahlprogramme, sondern auch die Wahlergebnisse aus den letzten Jahren geben Grund zur Trennung. Bereits 2017 hatten die Schwesterparteien unter Angela Merkel, dem „guten Menschen an der Macht“, wie die „Zeit“ schreibt, nur noch 32,9 Prozent. Im Vergleich zu 2013 war das für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ein Verlust von 8,6 Prozentpunkten - und damit das schlechteste Ergebnis nach 1949. Wir sehen: Laschet ist da wie Merkel.

CSU könnte die Fünfprozenthürde reißen

Aber auch die allein in Bayern antretende CSU erzielte damals mit 38,8 Prozentpunkten ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949. Es war mit eins der Gründe, warum Söder seinerzeit Vorgänger Horst Seehofer rustikal beiseiteschob.

Jetzt wird dieses Ergebnis vermutlich noch einmal unterboten werden - so sehr, dass die CSU auf den Bund umgerechnet die Fünfprozenthürde reißt. Mit Söder wäre das nicht passiert, pardon, genauer: Es wäre nicht passiert, wenn Söder nicht allein für Bayern, sondern bundesweit für die CSU hätte antreten können.

Aber nach der Wahl ist vor der Wahl. Stellen wir uns vor, die Schwesterparteien würden sich trennen, die CSU trete bundesweit an und Söder wäre schlussendlich „Bereit für Deutschland“.

Das wäre der Slogan für den Kanzlerkandidaten Söder gewesen. Er könnte es auch immer noch werden. Beim nächsten Mal. Sonst treffen sich CDU und CSU wieder zum Bruderkampf. Söder gegen Daniel Günther zum Beispiel, die nächste Generation an der CDU-Spitze. Die Jamaika-Koalition, die der Ministerpräsident Schleswig-Holsteins führt, ist doch fast das Modell für CDU und CSU. Denn groß ist, wenn man zusammenhält, auch wenn man mal verfeindet war.

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