Ost-West-Vergleich der Geldvermögen: Die Thüringer liegen schon vor den Bremern
Im Schnitt liegen die Haushalte im Osten bei den Geldvermögen hinter denen im Westen. Aber das hat auch einen ganz simplen Grund.
30 Jahre nachdem Mauerfall hinkt der Osten Deutschlands hinterher. Immer wieder gibt es Ost-West-Vergleiche, die das zu bestätigen scheinen. Aber wie stark hinkt er wirklich? Wie schlimm ist der Zustand bei näherem Hinschauen?
Am Donnerstag zum Beispiel teilte die Deka-Bank, also die Wertpapiersparte der Sparkassen, mit: Ostdeutsche haben durchschnittlich 36 Prozent weniger Geldvermögen als Westdeutsche. Was, nimmt man die beiden statistischen Einheiten für sich, auch stimmt.
40.000 Euro haben ostdeutsche Haushalte heute im Schnitt an Geldvermögen auf ihren Konten. Bei den Westdeutschen sind es im Schnitt 63.000 Euro. Immerhin ist der Zuwachs im Osten seit 1990 deutlich stärker ausgefallen: Um 244 Prozent wuchsen die Geldvermögen (also ohne Immobilieneigentum und andere Werte) zwischen Rügen und Erzgebirge. In der alten Bundesrepublik betrug das Plus 95 Prozent. Insgesamt sind es übrigens mehr als sechs Billionen Euro.
Aber hinkt hier nicht eher der Vergleich? Immerhin ist im Osten eine Gruppe von Deutschen seltener vertreten, die im Westen wiederum den Schnitt erheblich nach oben zieht: die Reichen. Und im Osten gibt es auch weniger von denen, die zwar nicht wirklich reich, aber doch so wohlhabend sind, dass sie mehr als der Durchschnittsverdiener zurücklegen können.
Diese glückliche Spezies findet sich nicht zuletzt in den Regionen, in denen große Konzernzentralen ihren Sitz haben, in denen Unternehmen produzieren, die Hochwertiges auf ihre Märkte bringen. Und entsprechend hochbezahlte Manager und Mitarbeiter benötigen. Im Osten gibt es das auch, aber eben weniger. In und um Leipzig ballen sich nicht die Großversicherer, die Elektronikriesen oder die SUV-Hersteller wie in München. Und die Bankenwelt ist in Frankfurt am Main angesiedelt und nicht in Frankfurt an der Oder.
Wohlhabende Bayern, Schwaben, Hessen
Daher ist es nicht erstaunlich, dass Bayern (78.100 Euro), Baden-Württemberg (74.700 Euro) und Hessen (70.300 Euro) eben weit vorn beim Geldvermögen – im Schnitt wohlgemerkt. Dort leben viele Gutverdiener, überdurchschnittlich viele auch im internen westdeutschen Vergleich.
In der Millionärsmetropole Hamburg sieht es dagegen schon ein bisschen anders aus: 51.400 Euro sind es dort, weil Großstädte in aller Regel eben viele arme Haushalte haben. Dass Berlin – arm aber sexy, man erinnert sich – im Schnitt schon bei 47.200 Euro liegt und damit recht nahe an der Hansestadt, zeigt, welche Dynamik sich seit 1990 entwickelt hat. Bremen, der dritte Stadtstaat und keineswegs eine Armensiedlung, kommt auf 42.000 Euro – also ungefähr den Schnitt Ostdeutschlands.
Die Ossis des Ostens
Und wie sieht es im Osten selber aus? Nun, sie hinken weit hinterher, die Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern mit ihren 30.900 Euro im Schnitt - verglichen mit den Thüringern, die schon 43.500 Euro gehortet haben. Die von der Küste haben somit nur drei Viertel so viel wie die in der grünen Mitte. In „MeckPomm“ leben, sozusagen, die Ossis des Ostens. Dass die Thüringer mehr auf der hohen Kante haben, dürfte zum Teil darauf zurückgehen, dass sie in größerer Zahl ins gut bezahlende bayerische und hessische Ausland pendeln können. In einigen Jahren könnten sie die Schleswig-Holsteiner (47.400 Euro) und Saarländer (48.100 Euro) eingeholt haben. So wie die Bremer jetzt schon.
Sind die Thüringer dann keine Ostdeutschen mehr? Oder anders gefragt: Sind Bremer mit dem halben Vermögen der Bayern gar keine richtigen Westdeutschen?
Die Einschätzung des Deka-Chefvolkswirts Ulrich Kater lautet, dass der Unterschied zwischen Ost und West sich in Zukunft nicht mehr signifikant ändern werde. Angesichts der doch deutlichen Differenzierung zwischen den Ländern (und den nicht minder deutlichen Differenzierungen innerhalb der Länder) fragt man sich allerdings, was diese groben Ost-West-Vergleiche tatsächlich noch aussagen.
Würden viele Reiche auf einen Schlag von West nach Ost ziehen, die Ostdeutschen wären schnell um einiges reicher - im Schnitt. Aber der durchschnittliche Ostdeutsche wäre es mitnichten. So viel zum Hinterherhinken, hier wie dort.
Albert Funk
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