Studie der Bundesbank: Vor allem Immobilienbesitzer werden immer reicher
Die Deutschen sind in den vergangenen Jahren wohlhabender geworden. Doch das Vermögen bleibt extrem ungleich verteilt.
Die Bundesbürger sind zwischen 2014 und 2017 vor allem dank der gestiegenen Immobilienpreise, aber auch wegen höherer Aktienkurse und steigender Löhne und Gehälter wieder ein Stück vermögender geworden. Gleichzeitig drücken die Schulden weniger, weil die Zinsen gesunken sind.
Allerdings ist auch die Vermögensungleichheit größer geworden, wie die Bundesbank in ihrem Montag vorgelegten Monatsbericht schreibt. Auch die Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland sind weiter beträchtlich, offenbar vor allem wegen des geringeren Immobilienbesitzes im Osten. "Nach wie vor ist Deutschland ein Land, in dem die privaten Vermögen ungleich verteilt sind," schreiben die Volkswirte der Bundesbank.
Brutto lag das durchschnittliche Vermögen eines privaten Haushaltes - Geldvermögen, Immobilien und anderes Sachvermögen wie Fahrzeuge oder Schmuck - in Deutschland im Jahr 2017 bei 262.500 Euro, netto nach Abzug von Schulden waren es 232.800 Euro. Das sind 18.300 Euro mehr als vor drei Jahren. Das ist ein Plus von rund 8,5 Prozent im Vergleich zur vorherigen Vermögensstudie der Bundesbank.
Etwa 45 Prozent der Haushalte waren 2017 in irgendeiner Form verschuldet. Zum Vergleich: In Italien liegt das Netto-Vermögen bei 206.000 Euro, in Österreich 250.000, in den USA sind es umgerechnet sogar 625.000 Euro.
5000 Haushalte wurden befragt
Der sogenannte Median-Wert in der Mitte der Verteilung lag brutto bei 86.400 Euro und netto bei 70.800 Euro. 2014 waren es mit 60.400 Euro und rund 10.000 Euro weniger. Hier liegen die Werte für Italien bei 126.000, für Österreich bei 83.000 und für die USA bei umgerechnet 88.000 Euro.
Vor allem die Haushalte, die über dem Median liegen, konnte ihr Vermögen nach Angaben der Bundesbank deutlich steigern, weil sie deutlich mehr Immobilien besitzen. In der Spitze liegt dort das Nettovermögen bei gut 850.000 Euro, zu den oberen zehn Prozent gehören Haushalte mit mindestens 555.400 Euro Vermögen.
Die Einkommensungleichheit zeigt sich der Bundesbank-Analyse zufolge vor allem beim Blick auf die Zahlen zwischen West- und Ostdeutschland. Im Westen lag der Mittelwert 2017 bei 92.500 Euro, im Osten dagegen bei nur 23.400 Euro. Noch deutlicher wird es mit Blick auf die reicheren Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Hessen mit 139.800 Euro (Durchschnitt netto 314.000 Euro), in den nördlichen Bundesländern im Westen und Hamburg und Bremen sind laut Bundesbank dagegen im Mittel 74.300 Euro und im Netto-Durchschnitt 281.100 Euro. In Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland kommen die Privathaushalte auf einen Mittelwert von 60.300 und ein Netto-Durchschnitt von 205.600 Euro.
Insgesamt entfiel Ende 2017 auf die reichsten zehn Prozent der privaten Haushalte rund 55 Prozent des gesamten Nettovermögens. Allerdings waren es 2014 sogar noch 60 Prozent. Die untere Hälfte besitzt nach wie vor nur drei Prozent, 42 Prozent entfällt auf die anderen Haushalte. Allerdings kann daraus nach Angaben der Bundesbank kein Trend abgelesen werden, weil an der jüngsten Studie weniger sehr reiche Haushalte teilgenommen hätten. Befragt wurden insgesamt knapp 5.000 Haushalte. Zum Vergleich: In den USA besitzen die reichsten zehn Prozent der Haushalte sogar 77 Prozent des Vermögens.
Alleinerziehende am unteren Ende
Die Analyse zeigt auch, dass Immobilienbesitzer erheblich reicher sind als Haushalte, die zur Miete wohnen. Während erstere im Mittel 2017 auf 277.000 Euro kamen waren es bei letzteren nur 10.400 Euro. In Deutschland besitzen nur 44 Prozent der Haushalte Immobilien, in Italien und Spanien etwa sind es 70 und 80 Prozent, weshalb die Vermögen dort im Mittel höher liegen.
Die Bundesbank wirft auch einen Blick auf die Größe der Haushalte. Ein-Personen-Haushalte verfügen im Schnitt netto über 141.800 Euro, Paare ohne Kinder kommen auf 330.800, mit Kindern auf 295.100 Euro. Vor allem Alleinerziehende stehen am unteren Ende der Skala: Im Schnitt waren es 58.000 Euro, der Mittel lag der Bundesbank zufolge 2017 bei einem Nettovermögen von nur 3.900 Euro. Im Schnitt am vermögendsten sind im Übrigen Selbständige mit 712.600 Euro netto, Beamte kommen auf 294.200, Angestellte auf 216.100 und Arbeiter auf 114.900 Euro.
Nach wie vor investieren die Bundesbürger nach Erkenntnissen der Bundesbank nur sehr zögerlich in Wertpapiere und halten einen großen Teil ihres Finanzvermögens in liquiden und als risikoarm eingestuften Geldanlagen wie Spar- und Tagesgeldkonten, obwohl darauf nur sehr niedrige oder gar keine Zinsen gezahlt werden.
Einer ebenfalls am Montag vorgestellten Studie der Reisebank zufolge besitzen Privathaushalte in Deutschland mit 8.918 Tonnen in Form von Münzen, Barren und Schmuck so viel Gold wie nie zuvor. 2016 waren es noch 246 Tonnen weniger.
Rolf Obertreis
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