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USA, Parteitag der Republikaner U.S. First Lady Melania Trump delivers her speech during the second night of the Republican National Convention, in the Rose Garden at the White House in Washington, DC, on Tuesday, August 2020. Due to the coronavirus pandemic the Republican Party has moved to a televised format for its convention. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY RNC20200825159 MICHAELxREYNOLDS
© imago images/UPI Photo

Beschämender Rassismus, tödliches Virus: Die schwierigen Themen übernimmt Melania Trump

Die Frau des US-Präsidenten hält beim Parteitag der Republikaner eine ungewöhnliche Rede. Und betont die menschliche Seite von Donald Trump.

US-Präsidentengattin Melania Trump hat in einer Parteitags-Rede für eine Wiederwahl ihres Mannes geworben - und ungewöhnlich offen über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die USA gesprochen.

"Ich stehe hier, weil wir meinen Ehemann vier weitere Jahre als Präsidenten und Oberbefehlshaber der Streitkräfte brauchen", sagte die First Lady am Dienstagabend (Ortszeit) im Rosengarten des Weißen Hauses. "Er ist das Beste für unser Land."

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Die 50-Jährige pries die "Führungsstärke" ihres Mannes, die das Land jetzt mehr brauche "als je zuvor". Zugleich versuchte Trumps dritte Ehefrau, menschliche Seiten des Präsidenten hervorzuheben. "Wir alle wissen, dass Donald Trump kein Geheimnis daraus macht, was er fühlt" - eine Anspielung auf die häufig ruppig bis aggressive Art des Rechtspopulisten.

"Ob es einem gefällt oder nicht, man weiß immer, was er denkt" führte das frühere Model aus Slowenien aus. "Und das liegt daran, dass er ein authentischer Mensch ist, der dieses Land und seine Menschen liebt."

Die US-Bürger verdienten "absolute Ehrlichkeit" - ein Satz, der bei Beobachtern angesichts von Trumps häufig lockerem Umgang mit der Wahrheit Stirnrunzeln auslöste.

"Covid-19, der unsichtbare Feind"

Zum Auftakt ihrer Rede ging die First Lady auf die Corona-Krise ein. Seit März habe sich das Leben der Menschen in den USA "drastisch verändert": "Der unsichtbare Feind Covid-19 ist über unser schönes Land hinweggezogen und hat uns alle getroffen", sagte die Präsidentengattin und sprach allen Betroffenen ihr "tiefstes Beileid" aus. Viele Menschen machten sich Sorgen und fühlten sich "hilflos". "Ich will, dass ihr wisst: Ihr seid nicht allein."

In den USA sind bereits mehr als 178.000 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben, die mit Abstand höchste Zahl weltweit. Beim Parteitag von Trumps Republikanern hat das durch die Pandemie verursachte Leid bislang aber kaum eine Rolle gespielt.

Melania Trump hatte schon Wochen vor ihrem Ehemann sich mit Maske gezeigt, und auf empfohlen Masken zu tragen und Abstand zu halten.

[Mehr zum Thema: Rüpel, Sexist, Rassist und Vater - Patchwork-Opa Trump setzt auf die Familienkarte]

Vielmehr wurde wiederholt Trumps Umgang mit der Pandemie gepriesen: In Reden und Videos wurde der Präsident als entschlossener Krisenmanager dargestellt, obwohl Kritiker Trump eine entscheidende Mitverantwortung für das Ausmaß der Krise zuschreiben.

"Sind auf Teile unserer Geschichte nicht stolz"

Melania Trump sagte am Dienstag, ihr Mann werde für die Menschen "kämpfen": "Donald wird nicht ruhen, ehe er nicht alles ihm Mögliche getan hat, um sich um jeden zu kümmern, der von dieser furchtbaren Pandemie getroffen wurde."

Die Berater der First Lady betonten im Vorfeld, dass "jedes Wort" der Rede von ihr selbst sei. Das ist insofern eine Erwähnung wert, als Melania Trump vor vier Jahren in ihrer Rede zum Parteitag teilweise ganze Passagen aus einer Rede von Präsidentengattin Michelle Obama kopiert hatte. Die "New York Times" mutmaßt, dass Melanias Auftritt vor allem Frauen in den Vorstädten noch auf Trumps Seite ziehen könnte.

[Mehr zum Thema: Parteitag der US-Republikaner Donald Trump verstehen – in sechs Schritten]

Ungewohnt offen sprach die Präsidentengattin auch das Problem von Rassismus in den USA an. "Es ist eine harte Realität, dass wir auf Teile unserer Geschichte nicht stolz sind." Die Menschen müssten sich auf die Zukunft konzentrieren, aber zugleich aus der Vergangenheit lernen.

Zugleich verurteilte Melania Trump Ausschreitungen am Rande von Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze.

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In den USA fanden seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai in Minneapolis landesweiten Protesten statt. Präsident Trump fährt im Umgang mit den Demonstrationen eine harte Linie. Kritiker werfen ihm vor, die Spannungen anzuheizen, anstatt das Problem des Rassismus entschlossen anzugehen.

Am zweiten Abend des wegen Corona weitgehend virtuell ausgetragenen Parteitags der Republikaner sprachen auch zwei Kinder Trumps, Eric und Tiffany. Der Präsident wird seine Rede, in der er seine Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten formell annimmt, am Donnerstag im Weißen Haus halten. In Umfragen für die Wahl am 3. November liegt er derzeit hinter seinem Herausforderer Joe Biden von den oppositionellen Demokraten. (Tsp, AFP)

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