Zerreißprobe für das Königreich: Die Schotten rebellieren
Seit fast 30 Jahren kämpft Duncan Ross für die Unabhängigkeit von Schottland. Nach dem Brexit könnte es nun klappen. Besuch in Glasgow. Unser Blendle-Tipp.
Duncan Ross findet es einfach „brilliant“! Mit welcher Klarheit das schottische Staatsoberhaupt Nicola Sturgeon auf die Erschütterungen aus London reagiert hat. Am ersten Tag der neuen Zeitrechnung im Königreich kündigte sie sogleich ein neues Unabhängigkeitsreferendum für Schottland an.
Am Samstagmorgen sitzt Ross in einem Café im Univiertel von Glasgow, einen englischen Teebeutel in seiner Tasse versenkend. Ross ist der Vorsitzende der Scottish National Party, SNP, in Glasgow, im Hauptberuf Wirtschaftshistoriker an der hiesigen Universität. Und im Brexit sieht er vor allem ein staatsrechtliches Problem: Ist es nach allen Regeln der Demokratie überhaupt möglich, dass Schottland auf diese Art aus der EU gedrängt wird, obwohl zwei Tage zuvor kein einziger Wahlkreis im ganzen Land mehrheitlich für „Leave“ gestimmt hat? Schottland möchte in der EU bleiben. „Es kommt jetzt darauf an, schnell die Gespräche mit Brüssel aufzunehmen“, sagt Duncan.
Das ist exakt dasselbe, was Nicola Sturgeon in dieser Minute nach einem Treffen mit ihrem Kabinett der Welt verkündet.
Was machen nun die Schotten?, war am Freitag eine der drängendsten Fragen im aufgeregten London. Also schnell noch mal nach Schottland fahren, bevor es auch noch weg ist. Weg jedenfalls aus der Perspektive Londons, wie die 27 anderen EU-Staaten, die über Nacht für England in ganz weite Ferne gerückt sind. Am Freitagabend braucht der Zug von London nach Glasgow, als wäre nichts gewesen, nur knapp viereinhalb Stunden. Es ist eine Reise durch ein hügeliges Land voller Schafe und mit Hecken eingegrenzter Felder. Und während der Zug von einem Funkloch zum nächsten braust, sinkt es erst so richtig ein, wie paradox ...
Den vollständigen Text lesen Sie hier, für 45 Cent im digitalen Kiosk-Blendle