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Greta Thunberg an Bord der Yacht Malizia II, die sie über den Atlantik bringen soll.
© AFP/ Ben Stansall

Atlantiküberfahrt von Greta Thunberg: „Die Route wird schwierig"

Klimaaktivistin Greta Thunberg startet am Mittwoch ihre Atlantiküberfahrt. Profisegler Boris Hermann spricht im Interview über die Herausforderungen der Reise.

Am Mittwoch zwischen 15 und 16 Uhr deutscher Zeit wird die „Malizia II“ in der Mayflower Marina in Plymouth ablegen. Dann beginnt das erste Hochseeabenteuer der schwedischen Klimaaktivisten Greta Thunberg, die zusammen mit ihrem Vater Svante Thunberg und dem Dokumentarfilmer Natahan Grossman mit der High-Tech Rennyacht zur Klimakonferenz nach New York reist. Emissionsfrei, die nötige Energie an Bord wird über Solarpanales und Hydrogeneratoren erzeugt. Am Steuer der Yacht steht der deutsche Profisegler Boris Herrmann, „Malizia“-Teamgründer Pierre Casiraghi ist als Co-Skipper mit an Bord.

Es regnet in Plymouth, eine kurze, steile Welle hat sich im Hafenbecker der Mayflower Marina aufgebaut. Ganz außen am Steg liegt die Malizia, von dem silbrig-glänzenden Rumpf wurden alle Sponsorenaufkleber entfernt, nur der Slogan der Kampagne „Global Climate Action“ prangt am Bug.

Die letzten Stunden vor dem geplanten Ablegen sind für Boris Herrmann hektisch, als er um acht Uhr mit seinem gelben Fahrrad auf das Gelände der Mayflower Marina radelt, ruft ihm seine Teammanagerin schon zu, dass er gleich mit dem Fahrrad zum Steg fahren solle, die BBC will in 4 Minuten live schalten. Es folgt ein Skype-Interview mit der Tagesschau, bevor auf dem Weg zum Wetterbriefing Gelegenheit ist, ihm die wichtigsten Fragen zu stellen.

Wie sind die Wetterbedingungen aktuelle, wieviel Wind erwartet ihr und wie hoch werden die Wellen sein?
Derzeit zieht eine Kaltfront durch, danach weht der Wind aus Nordwest mit 15 bis 20 Knoten, so dass wir erst einmal hoch am Wind segeln werden. Die ersten 24 bis 30 Stunden segeln wir erst einmal nach Südwesten, dann wenden wir und segeln in nordwestliche Richtung. Dabei erwarten wir einen moderaten Wellengang von zwei Metern.

Was für Bedingungen werden euch auf dem Atlantik erwarten?
Die Route wird schwierig, fünf Tiefdruckgebiete liegen auf unserem Weg. Wir werden versuchen eine südlichere Route zu fahren, um Greta und ihre beiden Begleiter nicht zu sehr zu belasten. Wir werden sehen, was geht, wenn die Bedingungen zu rau werden, fahren wir aus dem Tief wieder heraus. Vermutlich werden wir in einer Zickzacklinie über den Atlantik fahren.

Was wird die größte Herausforderung auf der Überfahrt sein?
Für alle die Überfahrt so entspannt wie möglich zu gestalten, Greta die Gelegenheit zu geben, die Zeit auf See zu genießen. Wir sind gut vorbereitet, bekommen Unterstützung von den Organisatoren des ‚The Ocean Race‘ (Anm. der Red. Nachfolger des Volvo Ocean Race), haben einen engen Kontakt zu unseren Wetterroutern und können bei Bedarf auch sofort telefonisch ärztliche Hilfe hinzuziehen.

Profisegler Boris Herrmann.
Profisegler Boris Herrmann.
© Reuters/ Will Russell

Wie werdet ihr euch die Zeit an Bord vertreiben?
Wir haben Kartenspiele dabei, werden würfeln, lesen und uns unterhalten.

Gibt es gemeinsame Rituale wie Sonnuntergangscocktails oder Lunchdebates?
Wir werden sehen, was alles möglich ist, wenn sich der Bordalltag einpendelt hat. Ich hoffe von Greta noch viel über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel zu erfahren und möchte mit ihr diskutieren, wie es gelingt, ein höheres Bewusstsein für Klimaschutz in den Alltag möglichst vieler Menschen zu verankern.

Bist du jetzt, wenige Stunden vor der Pressekonferenz, zu der sich rund 100 Journalisten angemeldet haben, aufgeregt?
Ich bin vor jedem Start zu einem Transat nervös. Aber noch aufgeregter war ich vor dem Start zur Route du Rhum, als ich zum ersten Mal alleine über den Atlantik gesegelt bin.

Nahezu jede deutsche Tageszeitung titelt heute mit einem Bild von Greta und dir an Bord der Malizia. Hast du mit diesem immensen medialen Interesse gerechnet?
Ja, das Team von Greta hat uns darauf vorbereitet, was uns erwartet. Und es ist toll, wenn wir so einen Beitrag dazu leisten können, den drohenden Klimawandel zu einem der wichtigsten Themen unserer Zeit zu machen.

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