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Filmreif. Die Moviemento-Chefs Iris Praefke und Wulf Sörgel im Foyer des Kinos.
© Mike Wolff

Filmkunst in Berlin: Die Rettung des ältesten Kinos Deutschlands

Altlinke und Neuberliner, Punks und Kitakinder – vor zehn Jahren war das Kreuzberger Moviemento am Ende, heute steht das Publikum Schlange. Unser Blendle-Tipp.

Um halb zehn Uhr morgens, draußen blendet die Sonne, tritt die Kitagruppe Mondsichel ihre Reise nach New York an. Drei Kopftuch tragende Begleiterinnen und 13 Kinder zwischen drei und fünf nehmen Platz auf den roten Polsterstühlen.

Jetzt gut festhalten, denn gleich heben sie ab und reisen auf den Schwingen der Geigen, hinauf mit den Big-Band-Bläsern bis nach Manhattan, fliegen auf einer wirbelnd halsbrecherischen Kamerafahrt vom Rockefeller Center hinunter durch den Central Park in den blühenden Frühling, „Welcome to the greatest city on earth!“, bis in die Apartments der Stadt hinein, hinter deren Türen Zeichentrickhunde und -katzen Rabatz machen, während ihre Besitzer zur Arbeit gehen. Slapstick mit quietschbunten Cartoon-Figuren, erwidert von freudigem Quietschen im Zuschauerraum.

Es läuft die erste Vorstellung des Tages im Kino Moviemento, draußen gleißt der Kreuzberger Himmel, es lärmt der Kottbusser Damm, hier drinnen herrscht das Ganztages-Halbdunkel eines Filmtheaters. Es bietet bis weit nach Mitternacht Reisen an, aus einer mittlerweile 110 Jahre währenden Schummrigkeit hinaus in die ganze Welt. Das unscheinbare Moviemento ist das älteste noch bespielte Kino Deutschlands. Dass es seinen 100. Geburtstag überlebt hat, klingt wie ein Wunder. Dass es heute vielleicht besser dasteht denn je – erst recht.

Ein Ort des Austauschs und der Begegnung

Kurz nach 9 Uhr, eine halbe Stunde vor den Kitakindern, schließt Iris Praefke das Kino auf. Praefke, 37, geboren in Weimar, aufgewachsen in Ost-Berlin, führt das Moviemento seit zehn Jahren mit ihrem Partner Wulf Sörgel. Sie haben das Kino kurz vor dessen 100. Geburtstag übernommen, jetzt also steht das nächste Jubiläum an, aber die beiden verschwenden wenig Gedanken daran. Sie sind keine Historiker. Sondern vor allem interessiert daran, ein Kino für heute zu machen.

Wozu beispielsweise gehöre, sagt Praefke, dass das Haus zum Bleiben einlädt, dass man im Foyer sitzen kann und Wein aus Gläsern trinken statt Softdrinks aus Pappbechern. „Wenn die Leute nach der Vorstellung noch hier sein wollen, können sie das auch machen“, sagt sie. „Nicht wie in manchen Kinos, wo man nach der Vorstellung über den Notausgang hinauskomplimentiert wird.“

Praefke und Sörgel sind auch privat ein Paar. Sie wohnen in Prenzlauer Berg, aber eigentlich leben sie hier: in diesen drei Sälen, jeweils rot, grün und blau gestrichen. Zwischen den Stuhlreihen noch vom letzten Umbau aus den 1980er Jahren. Hinter dem Tresen, an dem der Verkauf von Eintrittskarten und Süßigkeiten abgewickelt wird, im Foyer, das über und über mit Filmplakaten tapeziert ist. Sie verbringen ihre Tage in diesem Darkroom der leuchtenden Bilder, im ältesten von 1654 Kinos in Deutschland, aus dem sie einen Ort der Begegnung, des Austausches und der Debatten ...

Den vollständigen Text lesen Sie für 45 Cent im Online-Kiosk Blendle.

Pepe Egger

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