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Der jemenitische Premierminister Ahmed ben Dagher (l.) traf am Dienstag in Berlin Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD).
© Kay Nietfeld/dpa

Interview zum Bürgerkrieg in Jemen: „Die Rebellen haben uns den Krieg aufgezwungen“

Der Ministerpräsident des Jemen, Ahmed ben Dagher, über die Unterstützung durch Saudi-Arabien, die Bedingungen für eine Feuerpause und die humanitäre Krise seines Landes.

Herr Ministerpräsident, Saudi-Arabien unterstützt Ihre Regierung gegen schiitische Huthi-Milizen. Die Bundeskanzlerin und die USA haben Riad aufgefordert, seine Luftangriffe zu beenden, weil diese schwerwiegende Folgen für die Zivilbevölkerung haben. Warum passiert das nicht?

Zunächst möchte ich klarstellen, es geht hier nicht um einen Krieg, den Saudi-Arabien im Jemen führt. Es gibt vielmehr eine arabische Koalition, die die legitime Regierung des Jemen gegen Rebellen unterstützt. Auch andere arabische Staaten sind also beteiligt. Und die Koalition hat erst eingegriffen, als die Huthi uns angegriffen haben. Sie haben also den Krieg verursacht.

Dennoch: Das Leid ist unermesslich.

Wir sind im Krieg, und Krieg ist immer mit Leid verbunden. Aber noch einmal, die Rebellen haben uns diesen Krieg aufgezwungen, und sie haben viele Menschen getötet. Eine legitime Regierung kann doch nicht akzeptieren, dass eine Miliz das Land zerstört. Warum wird nicht zuerst auf die Huthi Druck ausgeübt, damit sie ihre Angriffe stoppen? Unterstützt die Internationale Gemeinschaft Putschisten?

Unter welchen Bedingungen wäre ein Stopp der Bombardements für ihre Regierung akzeptabel?

Der UN-Sicherheitsrat hat die Huthi in seiner Resolution 2216 aufgefordert, sich aus den von ihnen besetzten Gebieten zurückzuziehen und ihre Waffen abzugeben. Wenn das passiert, sind wir sofort zu Friedensgesprächen bereit.

Die UN fordern auch alle Parteien zum Dialog auf. Wäre ein Ende der Luftangriffe nicht ein guter Schritt, um dafür eine Grundlage zu schaffen?

Wir haben die Bombardements schon mehrfach unterbrochen. Beispielsweise während des Ramadan im vergangenen Jahr. Und auch während der Friedensgespräche in Genf haben wir die Waffen ruhen lassen. Die Rebellen haben die Zeit jeweils genutzt, ihre Position zu stärken – unterstützt vom Iran, der ihnen Waffen liefert.

Also werden die Luftangriffe während des bevorstehenden Ramadan weitergehen?

Die Huthi machen auch keine Pause bei ihren Angriffen. Sie schießen jeden Tag Raketen auf uns ab. Glauben Sie mir, wir wollen lieber heute als morgen Frieden, aber dafür müssen wir die Ursachen dieses Krieges bekämpfen. Auch die internationale Gemeinschaft sollte sich darauf konzentrieren, die Ursachen des Konflikts zu bekämpfen und nicht die Nebenwirkungen.

Was sind denn die Ursachen?

Wir sind der einzige Staat in der arabischen Welt, der im Arabischen Frühling einen echten nationalen Dialog geführt hat. Daran waren auch die Huthi beteiligt. Am Ende gab es einen Beschluss, wonach der Jemen ein Bundesstaat werden soll, weil dies die beste Möglichkeit ist, Macht und Wohlstand im Land gerecht zu verteilen. Das sind die Streitthemen seit jeher. Dennoch haben sich die Huthi zusammen mit dem früheren Präsidenten Ali Abdullah Salih gegen die Regierung erhoben.

Ahmed ben Dagher ist Ministerpräsident des Jemen. Am Dienstag traf er Außenminister Sigmar Gabriel (SPD). In Berlin ist auch ein informeller Dialog jemenitischer Gruppen geplant.

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