Nächster SPD-Kanzlerkandidat: Die Partei hat den perfekten Mann, doch kaum jemand hat ihn auf dem Schirm
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich könnte für die SPD bei der Bundestagswahl ins Rennen gehen. Die neue Spitze bräuchte nur den Mut, ihn zu lassen. Ein Kommentar.
Und schon denken in der SPD nach dem Parteitag alle an die nächste große Personalie. Wer soll denn nun Kanzlerkandidat werden? Gut, wenn es nach Norbert Walter-Borjans' Aussagen vor dem Parteitag geht, dann braucht die SPD keinen. Oder keine. Denn 13 Prozent sind kein schönes Ergebnis, und rauscht die Partei in Umfragen noch weiter runter, würde das ja glatt zur Lachnummer.
Oder glaubt irgendjemand, dass die SPD dann in Gefahr gerät, eine Regierung führen zu müssen, zu sollen, zu dürfen? Bei elf Prozent, die „Forsa“ als momentanes Stimmungsergebnis ermittelt hat? Im Leben nicht. Spitzenkandidaten reichen dann.
Aber wenn die SPD tatsächlich unter „Eskabo“, unter Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, auf die die 30-Prozent-Marke zusteuern würde? Das ist deren Ziel. Na dann...
Kann sein, dass eine Besinnung auf sozialdemokratische Politik der SPD wirklich hilft. Von wegen links: International, wissen Experten, ist das doch alles sehr gemäßigt.
Giffey will lieber Berlin regieren
Die Superreichen ein bisschen mehr zum Gemeinwohl beitragen zu lassen; den Mindestlohn auf ein Niveau anzuheben, dass Deutschland nicht ganz am Ende in Europa steht; beim Klimaschutz, über den alle reden, mit der ehemaligen „Klimakanzlerin“ und Ehrensozialdemokratin Angela Merkel ein wenig nachzurüsten – warum nicht? Man kann ja drüber reden.
Eine, von der immer alle reden, will lieber in Berlin regieren, wohlgemerkt in der Stadt: Franziska Giffey. Sie ist ja auch noch jung, 40 Jahre erst. Da kann noch viel kommen.
Einer, der immer bei allen Spitzengesprächen ist und mit dem alle gerne reden: Rolf Mützenich, 60 Jahre, Fraktionschef seit dem 24. September, davor kommissarisch seit Juni, und noch davor Stellvertreter, ist ein erfahrener Parlamentarier in der fünften (!) Legislaturperiode. Seine Karriere beginnt spät, aber gewaltig.
Die mit ihm insgesamt 152 Bundestagsabgeordneten und jetzt die Delegierten des Berliner Parteitages haben es die Öffentlichkeit wissen lassen: Höchste Wertschätzung erhält der Kölner für seine ausgleichende, ungemein höfliche, aber zugleich argumentativ präzise Art.
Qua Amt Kanzler im Wartestand
Bequem ist er darin nicht. Aber eben geachtet. Jeder Außenminister aus den Reihen der SPD beispielsweise kann seit Jahren ein Lied davon singen, dass Mützenich bei den Rüstungsexporten einen Richtungswechsel fordert. Und dann ist er auch noch dem linken Parteiflügel zuzuordnen!
Dass Fraktionsvorsitzende gewissermaßen qua Amt Kanzler im Wartestand sind, ist ein wenig aus dem Blick geraten. Schon vergessen? Helmut Kohl war einmal Fraktionsvorsitzender, Helmut Schmidt auch. Nur bei vielen Nachfolger dachte man das nicht mehr unbedingt. Dabei wird der Regierungschef im Parlament gewählt. Man könnte auf die Idee kommen.
Mützenich also. Mal schauen, wann „Eskabo“ mit dieser Idee überraschen. Aber ein bisschen ist ja noch hin bis zu den Wahlen. Und zur „neuen Zeit“.
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