zum Hauptinhalt
Donald Trump (r.) und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un konnten sich in Hanoi nicht auf ein Gipfelergebnis einigen.
© AFP/Saul Loeb

Nordkorea nach dem Gipfelabbruch: Die Ohnmacht des Machthabers

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un wollte in Hanoi eine Aufhebung der Sanktionen gegen sein Land erreichen. Ist er nun der Verlierer des Abbruchs?

Einen Fortschritt hat es in Hanoi gegeben: Kim Jong Un beantwortete erstmals eine Frage eines ausländischen Journalisten. „Vorsitzender Kim, sind sie zuversichtlich, dass es einen Deal geben wird“, hatte ein Journalist den nordkoreanischen Machthaber am Mittwochabend gefragt. „Es ist noch zu früh, um das zu beantworten, aber ich würde nicht sagen, dass ich pessimistisch bin“, antwortete Kim. Es ist dann anders gekommen. Ohne Gipfelergebnis wird sich Kim Jong Un am Wochenende auf die 66 Stunden lange Zugfahrt durch China zurück nach Pjöngjang machen müssen. Als Verlierer, der gegen Donald Trump zu hoch gepokert hat?

So weit will der Nordkorea-Experte Eric J. Ballbach nicht gehen. „Der Abbruch zeigt die Komplexität des Verhandlungsgegenstandes“, erklärt der Wissenschaftler vom Institut für Koreastudien an der Freien Universität Berlin, „es geht eben nicht nur um Denuklearisierung.“ Auch zeige der Abbruch, dass Gipfeldiplomatie nicht alles leisten kann. „Sie ist wichtig, aber die Arbeitesebene ist auch wichtig“, erklärt Ballbach, „auf Arbeitsebene hat es nicht genügend Zeit und Raum gegeben.“

Der politische Annäherungsprozess habe an Schwung verloren, doch beendet sei der Prozess nicht, glaubt Ballbach. Der nächste Gipfel müsse besser vorbereitet werden – und die Chancen darauf seien gestiegen. „Die Verhandlungsteams haben sich besser kennengelernt“, sagt Ballbach, „das mag banal klingen, aber im Umgang mit Nordkorea ist das eine nicht zu unterschätzende Komponente.“

Südkoreas Präsidenten könnte nun eine noch wichtigere Rolle zukommen

Der Abbruch ist dennoch ein schmerzhafter Rückschlag für Kim Jong Un. Der Diktator hatte einen Abbau der weltweiten Sanktionen gegen sein Land erreichen wollen, die aufgrund der Atom- und Raketentest verhängt worden sind. Dem wirtschaftlich und politisch isolierten Land droht nach einer Missernte eine Hungersnot, auch hat Kim wirtschaftlichen Fortschritt als politisches Ziel ausgegeben. Trotzdem bedeute das Scheitern des Gipfels keine Gefahr für Kims Herrschaft, glaubt Ballbach: „Nordkorea hat gelernt, mit Sanktionen zu leben und auch, wie man sie umgeht.“ Das zeige die positive Entwicklung in der Hauptstadt Pjöngjang. Hinzu komme, dass die Nordkoreaner von der eigenen Propaganda informiert werden. Die Kim stets positiv darstellt.

Nordkorea dürfte sich im Zuge seiner Pendeldiplomatie wieder stärker an China annähern. Doch die Zusammenarbeit mit dem ständigen Mitglied des Sicherheitsrates ist durch die UN-Sanktionen begrenzt. Ebenso verhält es sich mit den Beziehungen zu Südkorea, die nun noch wichtiger werden könnten. „Moon Jae In ist am unmittelbarsten betroffen“, sagt Ballbach.

Der südkoreanische Präsident wollte am Freitag, dem Tag der Unabhängigkeitsbewegung in Südkorea, eine Rede halten, in der er den Abbau von Wirtschaftssanktionen zu Nordkorea verkünden wollte. „Diese Rede muss er nun umschreiben“, sagt Ballbach. Auch rauschten kurz nach dem Abbruch in Hanoi die Aktienkurse der großer südkoreanischer Konzerne in den Keller.

Zur Startseite