Kirchenaustritte: Die Kirchen sind in der Beweispflicht
Die Zahl der Kirchenaustritte bleibt hoch. Notwendig wäre eine neue Reformation, die beide Kirchen enger zusammenführt. Ein Kommentar.
Und jetzt wird es bestimmt wieder einige Würdenträger geben, die sich und den sie Umgebenden einreden wollen, dass es gar nicht mehr so schlimm sei mit den Kirchenaustritten. Weil die Zahlen doch besser geworden seien: Es sind nicht mehr so viele. Nur sollte keiner glauben, dass es irgendeinen Grund zur Beruhigung gibt. Es sind Hunderttausende, die den einstmals bei der geistigen Grundlage dieser Republik mitbestimmenden Institutionen den Rücken kehren – Hunderttausende! Die Anlässe sind vielfältig, das ja, aber sie haben auch etwas damit zu tun, dass beide Kirchen, die katholische wie die evangelische, mehr denn je in der Beweispflicht ihrer Relevanz für das tägliche Leben sind.
Das Lutherjahr, das kommende, ist dementsprechend eine Großchance. Was müsste Luther heute sagen? Diese Frage zu stellen heißt, zum Kern vorzudringen: zur Notwendigkeit einer neuen Reformation. Aber nicht einer, die beide Kirchen wieder weiter voneinander trennt, sondern sie enger zusammenführt, mehr denn je in den zurückliegenden Jahrhunderten. Bei so vielem könnten sie gut organisiert Hand in Hand arbeiten, weltkirchlich, im sozialen Bereich, lebenspraktisch. Wer eine Kirche für die Armen will, wie Papst Franziskus, der muss noch mehr wollen.
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