zum Hauptinhalt
Doppelbelastung: CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer im Kabinett.
© John MACDOUGALL/AFP

Schlechte Umfragewerte für Kramp-Karrenbauer: Die Kanzlerkandidatur der CDU-Chefin wird immer ungewisser

Die Umfragen sind gegen sie - die Partei zunehmend auch. Wie es um Kanzlerkandidatur von Annegret Kramp-Karrenbauer steht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Die CDU schafft es bei den Meinungsumfragen mit ihr an der Spitze nicht über die 30 Prozent, nicht einmal gemeinsam mit der CSU. Und von Strahlkraft als neue Führungsfigur kann keine Rede mehr sein, eher von einem Malus: Annegret Kramp-Karrenbauer besteht in den Umfragen gegen keinen der möglichen Kanzlerkandidaten anderer Parteien. Die Spitzen der großen CDU-Verbände Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen, allesamt Vizebundesvorsitzende, fragen mehr oder minder unverblümt, was AKK der Partei - noch - bringt. So weit ist es schon gekommen.

In der CDU grassiert zunehmend Unzufriedenheit mit Annegret Kramp-Karrenbauer

Das hat weitreichende Auswirkungen. Die Unzufriedenheit grassiert. Und so ganz allmählich sollte keiner mehr glauben, dass es keinen Riss im Verhältnis von Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel gibt. Die feinen Hinweise aus der Umgebung der Kanzlerin werden unüberhörbar. Dahinter steht zweierlei: Enttäuschte Hoffnung, entstanden durch die bisherige Performance mit etlichen Ungeschicklichkeiten von AKK als CDU-Bundesvorsitzende; dann die nachwirkende Verletzung, wie sie kurz nach Amtsübernahme die Flüchtlingspolitik zum Diskussionsthema in der Partei gemacht hat. Das war für Merkel gewiss keine angenehme Situation, bei allem Verständnis und aller Nachsicht, die sie für die notwendige Emanzipation aufgebracht hat. 

Kanzlerin Angela Merkel schweigt loyal

Deshalb verfolgte die Kanzlerin die Debatte schweigend aus der Ferne: aus Loyalität.

Eine Loyalität, die, so gesehen, Kramp-Karrenbauer hat vermissen lassen. Was die Enttäuschung wiederum verstärkt. Denn praktisch alle Wege hat Merkel ihr bereitwillig geöffnet: den in der Partei, zunächst ins Amt der Generalsekretärin, das AKK bei Merkel für sich reklamiert hatte. Da war Überraschung auf Seiten der damaligen Vorsitzenden, aber für eine Zurückweisung sah sie andererseits auch keinen Anlass. Merkel imponierte Annegret Kramp-Karrenbauers Selbstbewusstsein. Dann der Weg ins Kabinett, damit die CDU-Chefin eine größere Bühne bekommt, durch Auftritte im Bundestag und international, noch dazu außen- und sicherheitspolitisch.

Armin Laschet, Friedrich Merz und Jens Spahn warten auf ihre Chance

Was jetzt die Kanzlerkandidatenfrage mit Macht auf die Tagesordnung bringt. Alle diejenigen, die sich mindestens die Kandidatur zutrauen, kommen aus dem mitgliederstärksten Verband mit den meisten Stimmen auf Parteitagen: Armin Laschet, Friedrich Merz, Jens Spahn. Laschet, Ministerpräsident und Landesvorsitzender, würde sich inzwischen nicht mehr lange bitten lassen; wobei Friedrich Merz denkt, er könne sich mit ihm verständigen. Vielleicht aber auch auf einen herausgehobenen Posten im Kabinett eines Kanzlers Laschet. Und Jens Spahn? Nicht allein, weil er der Jüngste der drei ist - er hat die Nerven, die weitere Entwicklung abzuwarten. Die gegen Annegret Kramp-Karrenbauer.

Zur Startseite