Martenstein zur Migrationspolitik: Die Homophobie von Muslimen nicht beschweigen
Wie muss eine Migrationspolitik aussehen, die human ist, ohne unsere Freiheiten zu gefährden? Die Debatte ist nötig. Ein Kommentar.
Am vergangenen Mittwoch bestieg ein Mann, der Frauenkleider trug, in Berlin ein Taxi. Der Taxifahrer fiel über ihn her und würgte ihn. Nähere Angaben zum Täter machte die Polizei nicht. Am Sonntag stürzte sich im Bezirk Mitte ein Mann auf ein lesbisches Paar, würgte die Frauen und schlug mit einer Flasche zu. Ein paar Tage davor wurde ein homosexueller Christ aus Syrien am Hermannplatz krankenhausreif geprügelt. Die Polizei nannte auch hier die Tätergruppe nicht, zu der, laut „queer.de“, auch Kinder gehörten. Eine Zeitung recherchierte, es waren muslimische Syrer.
Eine Anfrage des Abgeordneten Volker Beck brachte zu Tage, dass sich die Zahl der polizeibekannten Gewaltakte gegen Homosexuelle in Deutschland von 2005 bis 2016 vervierfacht hat. Nach dem islamistischen Terroranschlag auf einen Schwulenklub in Florida, 49 Tote, schrieb mein Kollege Mohamed Amjahid: „Geifernde Internet-Imame streiten sich, ob man Schwule und Lesben verbrennen, steinigen oder von Hausdächern stoßen sollte. Hassprediger sprechen nicht für alle gläubigen Muslime, aber sie stellen eine Gefahr dar.“ In islamischen Staaten ließen „auch die säkularen Regime Homosexuelle verfolgen“.
Als die Zeitung „FAZ“ den deutschen Islamverband Ditib fragte, ob in Gemeinden auch Schwule ein Amt übernehmen dürften, kam keine Antwort. Ein Sprecher des Islamrates sagte immerhin im Deutschlandfunk: „Der Islam akzeptiert so etwas nicht.“
Gewalt gegen Homosexuelle kommt auch aus anderen Gruppen
Nicht alle Muslime sind homophob. Bis vor einigen Jahrzehnten waren islamische Gesellschaften sogar toleranter als christliche, der Schwulenhass wuchs erst, als der Islam sich radikalisierte. Gewalt gegen Homosexuelle kommt auch aus anderen Gruppen, zum Beispiel von fundamentalistischen Christen, die Größenordnung ist nur anders. Es macht übrigens einen Unterschied, ob jemand nur ein Ressentiment hegt, oder ob jemand gewalttätig wird. Und es ist ein großer Unterschied, ob Homophobie dem gesellschaftlichen Mainstream widerspricht, wie hierzulande, oder zum Mainstream, zur Regierungspolitik und zur Kindererziehung gehört, wie in islamischen Staaten.
Durch Beschweigen und Herunterspielen wird sich das Problem jedenfalls nicht lösen lassen. In diesem beginnenden Wahlkampf habe ich den Eindruck, dass gewisse unbequeme Fragen ungern diskutiert werden. Wie lässt sich verhindern, dass bei uns Verhältnisse entstehen wie in der Pariser Banlieue oder im belgischen Molenbeek? Wie muss eine Migrationspolitik aussehen, die human ist und bei der unsere Freiheiten nicht gefährdet sind? Du darfst als Homosexueller jetzt heiraten, das war überfällig. Aber der Alltag wird immer gefährlicher. Was kann man dagegen tun? Ein bisschen Sozialarbeit wird da nicht reichen.
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