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Maike Schaefer, Spitzenkandidatin der Grünen in Bremen und Hermann Kuhn, Landesvorstandssprecher.
© Carmen Jaspersen/dpa

Rot-grün-rote Koalition in Bremen?: Die Grünen sind auf Distanz zur CDU

Eine mögliches Linksbündnis in Bremen dürfte bürgerliche Grünen-Wähler enttäuschen. Das zeigt: die CDU könnte im Bund in der Opposition landen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Georg Ismar

Bremen ist nicht Baden-Württemberg. Premieren gab es aber in beiden Bundesländern, und sie sagen viel über das Spannungsfeld der Grünen aus. Im kleinsten Bundesland hat sich die Grünen-Führung für die erste rot-grün-rote Koalition auf Landesebene in Westdeutschland ausgesprochen, in Baden-Württemberg regiert Winfried Kretschmann das erste grün-schwarze Bündnis, durchaus erfolgreich. Der Bremer Landesverband ist deutlich linker – und die Basis hätte den auch möglichen Gang in ein Jamaika-Bündnis mit dem Wahlsieger CDU und der FDP womöglich torpediert.

Vor der Wahl hatten die Grünen jedoch den Eindruck erweckt, sie könnten sich auch Schwarz-Grün oder Jamaika vorstellen – und damit haben sie in der Mitte gepunktet. Im neuen ZDF-Politbarometer kommen die Grünen auf das Allzeithoch von 26 Prozent, knapp hinter der Union. Die SPD stürzt auf 13 Prozent ab. Die Grünen müssen wenig machen. Ihre unfinanzierbaren Versprechen in der Sozialpolitik brauchen sich bisher keinem Realitätscheck unterziehen. Und ihre radikale Maßnahmen in der Klimapolitik laufen nicht Gefahr, die Bürger, gerade in Ostdeutschland, auf die Barrikaden zu treiben – die Gelbwesten aus Frankreich lassen grüßen.

Die Jungen wetten auf die Grünen

Das Beispiel Bremen zeigt: Bürgerliche Grünen-Wähler könnten einer Illusion unterliegen. Denn die Grünen sind zunehmend auf Distanz zur CDU. Allein schon bei der Frage nach einer CO2-Bepreisung liegen Welten zwischen beiden Parteien. Die Grünen orientieren sich eher am urbanen Milieu, während die Union auch die ländliche Bevölkerung im Blick hat, die von einer Verteuerung des Autofahrens durch eine CO2-Steuer stark betroffen sein könnte. Und einen grünen Kanzler würde es nach Stand der Dinge vor allem mit einem Links-Bündnis geben.

Die Grünen profitieren derzeit auch von indirekter Hilfe wie durch den Youtuber Rezo oder das Grünen-Mitglied Luisa Neubauer, die das Gesicht der deutschen Fridays-for-Future-Bewegung ist. Die Parteienlandschaft ist schwer in Bewegung, die Jungen wetten auf die Grünen – und die CDU könnte am Ende der Ära Merkel plötzlich wieder in der Opposition landen.

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