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Donald Trump und Theresa May. Können Sie die Globalisierung aufhalten?
© dpa

Trump und May sind ohne Chance: Die Globalisierung ist unbesiegbar

Auf die Verunsicherung breiter Schichten haben die Protektionisten Trump und May keine Antwort. Die Digitalisierung als neue Form der Globalisierung ist nicht totzukriegen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Kevin P. Hoffmann

Die USA produzieren viele Exportschlager. Autos, Flugzeuge. Und: „The Walking Dead“. Das ist eine Fernsehserie voller lebender Toter. Harter Stoff wegen der dargestellten Gewalt – und doch auch leichter, weil jeder unabhängig vom kulturellen Hintergrund die Serie als Parabel auf Wirtschaft und Gesellschaft verstehen kann. Die Sendung läuft in 120 Ländern in 33 Sprachen.

Vordergründig dreht sich der Plot um einen Virus, der die Menschheit fast ausgerottet hat. Die wenigen Überlebenden finden in Gruppen zusammen. Ohne Zeitung, Radio, Fernsehen und Internet reicht ihr Blick nur bis zur nächsten Straßenecke. Schwer bewaffnet bilden sie Kolonien. Diese kämpfen zwar bis aufs Blut um Ressourcen, loten aber auch aus, ob friedliche Koexistenz möglich ist. Ein erster Schritt ist: Handel! Wir geben Waffen, ihr gebt uns Weizen und Vitamine.

Fiktion, natürlich. Aber es ist plausibel, dass der soziale Mensch historisch einmal so oder ähnlich angefangen hat. Die Serie bedient eine Sehnsucht, die persönliche Lebenswelt wieder ganz klein zu machen, hyperlokal, ganz einfach im Kampf Gut gegen Böse. Die Welt war für viele zu schnell zu weit geworden. Wer macht endlich Schluss damit?

Donald Trump tut so, als wolle und könne er das. Und auch Theresa May steht bei den Briten im Wort, die Welt zu verkleinern. Mays Aussage, man verlasse die EU aber nicht Europa, ändert daran wenig. Ein Ausstieg wird zwangsläufig auch eine stärkere wirtschaftliche Abschottung der Insel bedeuten. Das wird Brüssel drängen müssen, als Exempel.

Schulterschluss zwischen China und Deutschland?

Für den Moment entsteht der fatale Eindruck, dass die Globalisierung ihre Eltern frisst. Vergessen wir nicht: Es geht um Großbritannien, die seit Rom erste globale Kolonialmacht, das einstige „Empire“. Und die USA, die größten Exporteure des Liberalismus in allen Lebenslagen, das „Land of the Free“. Und aus fatal wird irre: Briten und Amerikaner lassen sich auf der Konferenz in Davos vom Chinesen Xi Jinping vorführen. Ein Mann, der Kritiker seines Regimes einkerkern lässt, erklärt unter dem Applaus der Welt-Eliten, Protektionismus sei, als ob man sich in eine „dunkle Kammer“ einschließe. „Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft“, sagt er. Frech, denn es klingt wie JFK.

Niemand könne als Gewinner aus einem Handelskrieg herausgehen, sagt Xi Jinping auch. Das stimmt. Doch die ersten Verlierer wären sein Land – und Exportweltmeister Deutschland. Trump weiß das und pokert hoch, da die USA vielleicht gerade noch mächtig genug sind, um einige Regeln des Welthandels neu zu definieren. Und er droht, weil es kurzfristig einfacher ist, den freien Warenverkehr zu bremsen, als dessen Folgen langfristig abzufedern. Dass Trump den Schulterschluss von Xi Jinping, Merkel und dem Rest der handelsfreien Welt provoziert, nimmt er dabei in Kauf.

Auf den Grund für die Verunsicherung breiter Schichten haben die Protektionisten indes keine Antwort: die globale Digitalisierung, die mittlerweile auch hochqualifizierte Jobs vernichtet. Trump und May werden den freien Handel mit Mauern und Zöllen einhegen. Sie können ihn ja jederzeit wie einen Zombie wiederaufstehen lassen, müssen nur Mauern wieder einreißen. Die Digitalisierung aber, eine andere Erscheinungsform der Globalisierung, ist nicht totzukriegen. Es sei denn, man wollte zurück in die Steinzeit.

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