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Jihan Khodr, 39-jährige Wattenscheider Familienhelferin vom Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer Wattenscheid e.V. (SKFM).
© dpa/Fabian Strauch

Familienhelferin Jihan Khodr: Die Frau, die Merkel über das Bildungsdilemma aufklärte

Corona belastet Eltern und Kinder. Mit ihrer emotionalen Rede hat die vierfache Mutter der „Frau Bundeskanzlerin“ erklärt, wie die Realität im Volk aussieht.

Ihre Tränen und ihr eindringlicher Appell an die Kanzlerin haben viele Menschen berührt. Am Donnerstag hatte die 39-jährige Wattenscheider Familienhelferin Jihan Khodr mit ihrer Schilderung der verzweifelten Lage vieler Familien in der Coronakrise einen Stein ins Wasser geworfen, der auch am Tag danach noch Kreise zieht.

„Ich habe eine große Botschaft für Sie, weil die Familien wollen deren Kindern mit Bildung helfen“, hatte Khodr der aufmerksam lauschenden Angela Merkel (CDU) im digitalen Bürger-Dialog der Kanzlerin erklärt.

Leider klappe das in vielen Fällen nicht: „Die Eltern sind machtlos. Viele Familien in Wattenscheid, Bochum, viele Migrationsfamilien sind einfach Analphabeten. Die Kinder bekommen die Unterstützung nicht.“

Am Freitag ist Khodr immer noch aufgewühlt. Viele Reaktionen habe sie bekommen, erzählt die Mutter von vier Kindern. Am Morgen habe sogar schon jemand Laptop-Spenden und Unterstützung für Flüchtlingsfamilien angeboten. „Ich habe mit der Frau Bundeskanzlerin gesprochen, weil ich wollte einfach nur, dass jemand von oben uns hört und die Realität erkennt.“

Technische Ausstattung für Kinder, denen in Corona-Zeiten keiner bei den Schulaufgaben helfen könne, reiche alleine nicht, hatte sie Merkel erklärt. Die Kinder und deren Eltern bräuchten Ansprechpartner, Notgruppen, wo sie hinkommen könnten, und Kooperationen mit Schulen, Studenten und ehrenamtlichen Helfern.

Merkel appellierte an die Wattenscheider

Merkel fing den Ball gleich auf und appellierte an alle in Wattenscheid, die dort helfen könnten, sich beim Familienpatinnen-Projekt des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer zu melden. Dort versucht Khodr mit zwei weiteren Teilzeitkräften ihr Bestes zu geben, um Leid zu lindern.

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„Wenn sich jemand meldet, schreiben Sie mir dann mal“, verabschiedete Merkel ihre Gesprächspartnerin aus dem Kreis der 14 Mütter und Väter, die per Video-Konferenz mitdiskutiert hatten. Ausdrücklich bedankte sich die Kanzlerin für die eindrückliche Schilderung der Lage von Familien, wo zuhause eben kein Deutsch gesprochen wird und Eltern auch rein technisch schon nicht den coronabedingten Fernunterricht ihrer Kinder begleiten können.

Bundeskanzlerin Angela Merkel im virtuellen Bürgerdialog.
Bundeskanzlerin Angela Merkel im virtuellen Bürgerdialog.
© dpa/John Macdougall

Das Gespräch habe sie sehr bewegt, erzählt Khodr. Für viele sei Angela Merkel einfach die Bundeskanzlerin. „Für andere ist sie eine Mutter, weil sie jedem zuhört.“ Die 39-Jährige Mutter von drei Schulkindern und einem Kita-Kind weiß genau, wovon sie spricht. „Ich bin 1989 mit meiner Mutter und sechs Kindern nach Deutschland geflohen vor dem Krieg im Libanon“, berichtet sie. Viel Unterstützung habe es damals nicht gegeben.

Inzwischen gebe es viele weitere Flüchtlingsfamilien hier, die Hilfe benötigten, damit sie eine Ausbildung und eines Tages einen Arbeitsplatz bekommen. Jetzt engagiere sie sich seit vielen Jahren, um anderen Flüchtlingsfamilien zur Seite zu stehen. „Wir wollen dem deutschen Volk auch etwas zurückgeben und uns untereinander helfen.“

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