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Präsidentin Dilma Rousseff wird wohl zur Stichwahl antreten müssen
© dpa

Wahlen in Brasilien: Die First Lady darf hoffen

Die amtierende Präsidentin Dilma Rousseff liegt bei den Wahlen vorn. Noch ist nicht klar, ob sie zur Stichwahl antreten muss. Ihren Erfolg verdankt sie vor allem den eklatanten Fehlern der Gegenkandidatin.

Es waren Megawahlen. 143 Millionen Brasilianer sollten am Sonntag über einen neuen Präsidenten entscheiden, gleichzeitig einen neuen Kongress mit Abgeordnetenhaus und Senat wählen; außerdem neue Gouverneure und Landesparlamente in allen 26 Bundesstaaten. Rund 25500 Kandidaten traten an, vielerorts wurde das Militär auf die Straßen geschickt, um die Wahlen zu sichern.

In der wichtigsten Entscheidung siegte die amtierende Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei PT. Noch ist nicht klar, ob sie in die Stichwahl gegen einen zweitplatzierten Kandidaten muss. Die zweite Runde ist für den 26. Oktober angesetzt. Ebenso unklar blieb, wer gegen Rousseff in der Stichwahl antreten würde. Sah es lange so aus, als ob Marina Silva von der kleinen Sozialistischen Partei die besten Chancen hat, Rousseff noch einmal herauszufordern und sogar zu besiegen, so lag in den allerletzten Umfragen der konservative Aécio Neves knapp vor Silva.

Rousseffs Gegner

Silva hatte es nicht geschafft, sich als wirkliche Alternative zu präsentieren. Sie machte zu viele Konzessionen an den vermeintlichen Mainstream und entfernte sich von Themen, für die sie stand. Als Umweltschützerin gestartet, war am Ende nicht einmal mehr deutlich, inwiefern sie nicht doch auf die Forderungen der mächtigen Agrarindustrie eingehen würde. Auch bei anderen Fragen knickte sie ein, unterstützte etwa zunächst die Einführung der Homo-Ehe und lehnte sie nach Kritik der evangelikalen Kirchen einen Tag später wieder ab. Es war kein Problem für Präsidentin Rousseff und ihren Parteiapparat, auf diese Widersprüche hinzuweisen. Silva sei ein unkalkulierbares Risiko für die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt und gefährde die sozialen Errungenschaften.

Der zweite große Herausforderer Rousseffs, Aécio Neves, bot sich in dieser Situation zwar nicht unbedingt als vor neuen Ideen sprühender Kandidat an, blieb aber zumindest kohärent in seinen Botschaften, etwa einem Abbau des staatlichen Engagements in der Wirtschaft. Dennoch würde auch Neves letzten Umfragen zufolge gegen Rousseff in der Stichwahl verlieren. Der Präsidentin ist es gelungen, von einer tiefen Wirtschaftskrise abzulenken und die Versäumnisse der letzten vier Jahre – Bildung, Gesundheit, Transport, Sicherheit – als Herausforderungen darzustellen, die sie bewältigen könne.

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