Ein Hauch von Jamaika: Die FDP verweigert sich – mal wieder
Die FDP kann sich über das Wahlergebnis in Thüringen nicht recht freuen. Und macht gleich den nächsten groben Fehler. Ein Kommentar.
Die Mienen der FDP-Vorderen strafen ihre Worte Lügen.
Wer die Parteivorderen gesehen hat, Christian Lindner, Linda Teuteberg, der konnte in ihren Gesichtern die Freude über 2,5 Prozent hinzugewonnenen Stimmen in Thüringen nicht recht erkennen. Aber wie auch, wo doch das Ergebnis von gerade mal fünf Stimmen über fünf Prozent – das noch dazu bisher nicht endgültig feststeht – zu den knappest möglichen zählt.
Aber immer schön den Mund voll nehmen, nicht wahr?
Spitzenkandidat Thomas Kemmerich versucht die FDP wieder zur Funktionspartei stark zu reden. Wenn er sich da mal nicht täuscht. Dass er jede feste Zusammenarbeit mit der Linken und ihrem Ministerpräsidenten Bodo Ramelow kategorisch ausschließt, ob Tolerierung oder Bündnis – geschenkt. Ramelow hat bisher nicht zu erkennen gegeben, dass ihm das vorgeschwebt hätte. Vielmehr steuert er gerade auf ein Bündnis mit der CDU zu, darin unterstützt von den Alt-Linken Gregor Gysi und Oskar Lafontaine. Man höre und staune!
So wie Kemmerich redet, doch wohl abgesprochen mit Lindner und Co., ist es aber auch wieder der bekannt FDP-Fehler: sich zu verweigern, obwohl der Wähler, besonders der im Osten, doch genau das erkennbar nicht will.
Lösungen, praktisch, pragmatisch, die sind gewollt. Also ist es das Mindeste, dass sie mit einer Regierung Ramelow über einzelne Sachfragen spricht. Wehe, wenn nicht. Verweigerung ist keine Politik. Das hat die abgebrochene Reise nach Jamaika gezeigt. Dann regieren nämlich andere, und der FDP bleiben nur betretene Mienen – und der Kampf mit der Fünf-Prozent-Hürde.