Vor dem FDP-Parteitag: Die FDP-Frauen lassen sich die Macht von Männern zuteilen
Der Politikstil der FDP erreicht die Frauen nicht. Daran könnten die Frauen etwas ändern - tun sie aber nicht. Ein Kommentar.
Nie war der Einfluss der Frauen in der FDP größer, sollte man meinen. Wenn sich die Liberalen am Wochenende zum Parteitag treffen, wird fast jeder dritte Delegierte eine Frau sein. Nicht auszudenken, was sie bewegen könnten, wenn sie sich ihrer Macht bewusst wären.
Doch leider ist die Frauenfrage in der FDP noch immer ein Thema der Männer. Sie teilen Gunst zu, wie Guido Westerwelle, der einst die schöne Silvana Koch-Mehrin zum weiblichen Aushängeschild der Männer-FDP machte. Sie erkennen, dass die Partei ein Frauenproblem hat, wie Thomas Sattelberger, der als Telekom-Vorstand die Frauenquote einführte und schon im letzten Herbst warnte, dass der liberale Politikstil Frauen nicht erreiche. Und schlussendlich sogar der Parteichef selbst, Christian Lindner, wahrlich kein bekennender Feminist. Er – und nicht etwa eine der Führungsfrauen, die Lindner bei der Neusortierung der FDP in den Gremien seiner Partei platziert hatte – mahnte vor einigen Wochen, man müsse sich mit der Frage befassen, warum Liberale mehrheitlich Männer seien. Und er war es schließlich auch, der genervt davon war, dass seine Spitzen-Frauen unisono beteuerten, man könne über alles reden. Nur über eine Quote nicht.
Frage nach der Quote? Einfach vergessen
Ja worüber wollt ihr denn sonst reden, möchte man den Frauen an der Spitze der FDP zurufen, der Generalsekretärin Beer, der Lindner-Vizechefin Suding. Jahrelang haben sich deren Vorgängerinnen abgemüht, Frauen für die FDP zu gewinnen. In Damenkränzchen, mit Coachingprogrammen und Kinderbetreuung bei Parteitagen. Geholfen hat das nichts. Und jetzt soll eine Arbeitsgruppe neue Erkenntnisse zutage fördern?
Das Problem der Frauen in der FDP scheints, sind die Frauen selbst. Als Lindner aus den Trümmern der Westerwelle-FDP seine neue Partei formte, wurde über alles mögliche gesprochen. Selbst zum straffreien Kiffen bekennt man sich neuerdings. Nur die Machtfrage der Frauen war kein Thema. Keine Frau hat sie ernsthaft gestellt. Stattdessen sollen nun mehr Frauenthemen behandelt und eine frauenverständlichere Sprache gesprochen werden. Als ob Frauen nur über Kitaplätze reden können und das auch nur in leicht verständlichen Sätzen.
Die Generalsekretärin der FDP hat es sogar fertiggebracht, weibliche Parteimitglieder online zu fragen, was sie sich von ihrer Partei wünschen, um mehr Einfluss zu bekommen. Nur eines hat sie nicht gefragt: Wie die Frauen zur Quote stehen. Vergessen? Oder war es vorauseilender Gehorsam, weil die Männer Quoten ablehnen?
Es ist kein freies Spiel der Kräfte
Dabei gehört es doch zum liberalen Grundwissen, dass Regulierung überall dort notwendig ist, wo der Wettbewerb im freien Spiel der Kräfte behindert wird. Was in der FDP eindeutig der Fall ist: Weil Frauen mit Beruf und Familie stärker belastet sind, fällt es ihnen schon bei der Besetzung von Gremien an der Basis schwerer, sich gegen Männer durchzusetzen. Erst die Quote kann diesen Nachteil ausgleichen und dafür sorgen, dass die Kompetenz von Frauen sichtbar wird und Vorbilder entstehen, denen andere nacheifern. Einfluss und Macht müssen sich die Frauen aber auch in der FDP nehmen. Und nicht von Männern zuteilen lassen.
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