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Seelische Nöte bis hin zur Depression gehören zu den Begleiterscheinungen der Pandemie. Jugendliche sind besonders gefährdet.
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OECD zur Verdopplung von Depressionen bei Jugendlichen: „Die Entwicklung ist nicht überraschend, aber das Ausmaß schon“

Kinder und Jugendliche sind, was die psychische Gesundheit angeht, besonders von der Pandemie betroffen. Die OECD sucht nach Lösungen.

Die Anzahl der Jugendlichen, die unter Depressionen oder Angststörungen leiden, hat sich seit Pandemiebeginn in Deutschland und einigen anderen Ländern verdoppelt, teilweise sogar verdreifacht. Diese Zahlen stellte Christopher Prinz von der OECD am Donnerstag bei einer digitalen Diskussionsveranstaltung vor.

Generell ist die Zahl der psychischen Erkrankungen während der Coronakrise in sämtlichen Bereichen angestiegen. „Diese Entwicklung ist nicht überraschend“, sagte Christopher Prinz über die erhöhte psychische Belastung in Deutschland. „Aber das Ausmaß ist es schon.“

Kinder sollen sich über Pandemie austauschen

Betroffen seien vor allem Personen, die arbeitslos geworden sind oder Einkommensverluste haben, Menschen mit psychischen Vorerkrankungen und allgemein Frauen sowie Kinder und Jugendliche. In der Diskussion wurden drei zentrale Vorschläge gesammelt, die die Pandemiesituation von Kindern und Jugendlichen verbessern sollen.

Zum einen sollen die Kinder, wenn sie in die Schule zurückkehren, die Erfahrungen der Pandemie dort strukturell aufarbeiten. Wichtig sei zu besprechen, welche Situationen die Kinder belastet haben, und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich mit anderen darüber auszutauschen.

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Die Psychotherapeutin Julia Asbrand, die an der Humboldt-Universität Berlin zu dem Thema forscht, sagte, das würde sicherlich ohnehin in manchen Schulen passieren, aber das lasse sich gut institutionalisieren. Auch eine Anpassung des Lehrplans würde Sinn machen, indem zum Beispiel Gesundheit mehr im Vordergrund stünde. Die Pandemie und die dadurch entstandene Aufmerksamkeit auf dieses Thema seien eine Chance, die psychosoziale Versorgung in Deutschland langfristig zu verbessern.

Mehrere Expertinnen sprachen sich dafür aus, dass die Kompetenzen der Schüler:innen nach der Pandemie möglichst angeglichen werden, aber dabei kein Leistungsdruck aufgebaut werden soll. Es müsste auch nicht alles Wissen, was durch die Pandemie fehle, zwingend nachgeholt werden.

Psychisches Wohlbefinden hängt von Routinen ab

Susanne Walitza, Ärztliche Direktorin des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes in Zürich, sagte, das psychische Wohlbefinden der Kinder hänge generell sehr stark von der Routine ab, die durch die Schule gegeben sei. Schulöffnungen hätten daher einen positiven Effekt auf die psychische Gesundheit.

Hilfreich sind laut Julia Asbrand auch die digitalen psychotherapeutischen Angebote, die es seit der Pandemie vermehrt gibt. Diese würden tatsächlich funktionieren und könnten auch in der Zukunft einen wichtigen Beitrag für Betroffene leisten, vor allem in der psychosozialen Versorgung auf dem Land. Wichtig ist Asbrand vor allem, dass die Politik dafür sorgt, dass die Betroffenen wissen, wo sie Hilfe finden können. Es gebe viele Angebote, aber diejenigen, die sie benötigen, würden davon oft nichts wissen.

"Pandemiekoordinator" soll über Möglichkeiten informieren

Katharina Spieß, Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung schlug daher einen „Pandemiekoordinator“ auf lokaler Ebene vor. Eine Person, die vor Ort darüber informiere, welche Möglichkeiten es gibt, um beispielsweise psychische Probleme zu bearbeiten und Kinder und Familien anderweitig zu unterstützen.

Denn ein Hauptproblem, so der Tenor der Diskussion, sei die große Ungleichheit in der Pandemie. Familien mit großem Haus und Garten hätten es beispielsweise deutlich leichter als Familien, die auf kleinem Raum leben. Susanne Walitza sagte dazu: „Die Schere wird größer und Kinder und Jugendliche sind die vulnerable Gruppe.

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