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Armin Laschet muss sich um die Folgen der Flut kümmern und wird von Parteifreunden für seinen Wahlkampf kritisiert.
© Marius Becker/dpa

CDU-Politiker warnen vor Kritik am Kandidaten: „Die Demontage von Armin Laschet kann uns den Sieg kosten“

Die Umfragewerte des Kanzlerkandidaten sinken. Einige Unionspolitiker fordern daher einen anderen Kurs. Nicht allen gefällt das.

Die wachsende Kritik aus den eigenen Reihen an Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) schürt in seiner Partei die Furcht vor einer Wahlniederlage. "Die nervöse und überzogene Kritik auch aus den eigenen Reihen an unserem CDU-Kanzlerkandidaten ist weder hilfreich noch konstruktiv“, sagte der Landeschef der Niedersachsen-CDU, Bernd Althusmann, dem Tagesspiegel.

Der rheinland-pfälzische CDU-Fraktionschef Christian Baldauf, Mitglied im Bundesvorstand, meinte: „Wer den Kanzlerkandidaten jetzt in dieser Weise öffentlich kritisiert, setzt den Wahlsieg der Union aufs Spiel. Gewinnen können wir nur mit Geschlossenheit.“ Althusmann mahnte, die Union solle ihre Chancen durch Zusammenhalt stärken, „anstatt sie durch ständige Sticheleien zu schmälern“. Wähler wollten keinen Zwist.

Der hessische Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer sagte dieser Zeitung, er habe ursprünglich CSU-Chef Markus Söder als Kanzlerkandidaten bevorzugt: „Aber die Demontage von Armin Laschet bringt uns nicht weiter, sondern kann uns den Sieg kosten.“

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In den vergangenen Tagen war eine ganze Reihe von CDU-Politikern mit Vorschlägen an die Öffentlichkeit getreten, wie Laschet sein bislang weitgehend glückloses Agieren verbessern solle. Unter anderem wurde ihm empfohlen, die Themen der CDU zuzuspitzen oder sich durch ein Wahlkampfteam unterstützen zu lassen. Die meisten Umfragen sehen die Union unter 30 Prozent, ein Institut ermittelte diese Woche nur 24 Prozent.

Althusmann forderte seine Partei auf, die Mitbewerber zu stellen und „die Auseinandersetzung mit den realitätsfernen Vorschlägen der Grünen zu suchen“. Nützlich seien nun inhaltliche Vorschläge zum schnelleren Wiederaufbau in den Hochwasserregionen oder zur stärkeren steuerlichen Entlastung von Familien beim Ersterwerb eines Eigenheims. „Wir sind eine Partei, die Krisen bewältigen kann“, meinte der Politiker: „Quertreiber in den eigenen Reihen sollten sich zurücknehmen. Das hilft uns allen!"

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Auch der CDU-Landeschef von Mecklenburg-Vorpommern, Michael Sack, verteidigte den Kandidaten. Als NRW-Ministerpräsident kümmere der sich momentan vor allem um die Folgen der Flut und verzichte deshalb „auf bunte Wahlkampfinszenierungen“. Sack weiter: „Daran ist nichts zu kritisieren. Ganz im Gegenteil.“ Es gelte die Regel: „Das Land und die Sorgen der Menschen gehen vor.“

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Der niedersächsische Bundestagsabgeordnete Fritz Güntzler forderte den Kandidaten dagegen dazu auf, ein personell breiteres Personalangebot zu machen. „Es wäre hilfreich, wenn Armin Laschet ein Team aufstellen würde, zu dem auch Friedrich Merz gehört“, sagte er dem Tagesspiegel. Güntzler mahnte Laschet, Führung zu zeigen und eine neue Phase des Wahlkampfs einzuleiten.

Hat ebenfalls schon einen Neustart des Unionswahlkampfs gefordert: CSU-Chef Markus Söder, ursprünglich Favorit vieler Christdemokraten als Kanzlerkandidat.
Hat ebenfalls schon einen Neustart des Unionswahlkampfs gefordert: CSU-Chef Markus Söder, ursprünglich Favorit vieler Christdemokraten als Kanzlerkandidat.
© Peter Kneffel/dpa

„Armin Laschet wollte Spielführer werden, jetzt muss er das Spiel auch an sich ziehen“, sagte er: „Die Erwartung in der Partei und bei den Wählern ist: Der Unionskandidat muss aus dem Quark kommen.“ Notwendig sei nun eine „Initialzündung“, um einen Wahlsieg der Union zu ermöglichen.

Auch aus der Wissenschaft kommt der Rat an den Kandidaten, ein Team zu bilden und seinen Wahlkampfstil zu ändern. Laschets bisherige Strategie kranke daran, dass ihm das „erforderliche gefestigte positive Image und generalisierte Vertrauen durch die Wählerschaft fehlt“, sagte Parteienforscher Oskar Niedermayer dieser Zeitung. Er müsse „jetzt klare inhaltliche Positionen einnehmen und durch ein Team von herausgehobenen Personen die gesamte Bandbreite der CDU als (Noch-)Volkspartei unterstreichen“.

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