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Wollen wir solchen Buchenwald erhalten?
© Guido Kirchner/ dpa

Jetzt bloß nicht den Lobbyisten nachgeben!: Die Corona-Pandemie ist die vielleicht letzte Chance zum Umdenken beim Klimawandel

Die Konjunkturprogramme müssen einen „Green Deal“ befördern. Sie dürfen nicht allein zur Rettung der Industrien von gestern verpulvert werden. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Harald Schumann

Der Widerspruch schmerzt jeden Tag mehr. Während die Natur mit der ganzen Kraft des Frühlings zum Jubel anstiftet, treibt die Pandemie die Welt immer tiefer in Unsicherheit und Verarmung.

Da liegt die Versuchung nahe, alle Hoffnung auf die „Zeit danach“ zu setzen. Wenn das Virus demnächst besiegt ist und sich dann alle gemeinsam ins Zeug legen, dann, ja dann, wird alles wieder, wie es vorher war.

Doch so verständlich diese Hoffnung ist, so trügerisch ist sie auch. Längst deutet alles darauf hin, dass der virale Einbruch die Weltgesellschaft grundlegend und für immer verändern wird.

Schon die Annahme, dass es alsbald einen wirksamen Impfstoff gibt, ist bisher nur ein Wunsch. Bisher sind alle seit mehr als einem Jahrzehnt betriebenen Versuche gescheitert, Menschen oder Tiere gegen Corona-Viren zu immunisieren.

Aber auch wenn das nun gelingt, wird es die eigentliche Katastrophe nicht mehr aufhalten: Der weltweite wirtschaftliche Niedergang wird alles übertreffen, was es je in Friedenszeiten der Moderne gegeben hat.

Hunger wird mehr Menschen töten als das Virus

Am schlimmsten trifft es den ärmeren Teil der Welt. Überall, wo die Menschen vom Rohstoffexport und Tourismus leben, haben große Teile der Bevölkerung Arbeit und Einkommen verloren. In der Folge „werden Hunger und Mangelernährung viel mehr Opfer fordern als das Virus selbst“, prophezeit der Globalisierungsforscher der Uni Oxford, Ian Goldin.

Parallel dazu stürzt der Abbruch der Lieferketten auch in den Schwellenländern viele hundert Millionen Menschen zurück in die Armut. Fast nirgendwo gibt es Sozialsysteme, um dem plötzlichen Massenelend zu begegnen.

Und auch in den reichen Ländern werden allzu viele durchs Netz fallen. Millionen kleiner Unternehmen verschwinden und mit ihnen die Jobs ihrer Leute.

Dem wirtschaftlichen Beben wird das politische folgen. Das reicht von Hungeraufständen bis zu Staatsstreichen. Und mangels ausreichender Mittel drohe in den Entwicklungsländern „eine Massenauswanderung von biblischem Ausmaß“, warnte der frühere Chefökonom des IWF, Maurice Obstfeld.

All das ist furchterregend – und zugleich ein nie dagewesener Aufruf zur Besinnung. Denn die Folgen der Corona-Krise liefern einen Ausblick, was der Menschheit droht, wenn es nicht gelingt, den Klimawandel aufzuhalten. Insofern ist es von historischer Ironie, dass die jetzige Lage eine einmalige, vielleicht sogar die letzte Chance bietet, eben das zu verhindern.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden .]

Dafür allerdings gilt es jetzt, in großen Dimensionen zu planen und zu handeln. Think big!, lautet die Parole. Derzeit mobilisieren Regierungen weltweit alle zur Verfügung stehenden Mittel, um die Volkswirtschaften ihrer Länder wieder in Gang zu setzen, sobald es die Virusbekämpfung zulässt. Allein die EU-Staaten werden voraussichtlich mehr als zwei Billionen Euro dafür bereit stellen.

Die größte Dummheit wäre, jetzt den Lobbyisten nachzugeben

Gleichzeitig hat sich die EU das Ziel gesetzt, binnen zehn Jahren die Emission von Treibhausgasen um 55 Prozent gegenüber 1990 zu senken und bis 2050 vollständig „klimaneutral“ zu werden. Dieser Green Deal ist bisher jedoch nur ein leeres, hoffnungslos unterfinanziertes Versprechen.

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Wenn es dagegen gelingen würde, die anstehenden billionenschweren Konjunkturprogramme im großen Stil in die Befreiung von fossilen Brennstoffen zu investieren, könnte Europa gleichzeitig ein Zeichen für die Welt setzen und die eigene Wirtschaft krisenfest machen.

Die größte denkbare Dummheit wäre es dagegen, jetzt dem Drängen der Lobbyisten nachzugeben, und das Geld für die Rettung der Industrien von gestern zu verpulvern. „Never waste a good crisis“, lautet einer der Sinnsprüche, die Winston Churchill zugeschrieben werden. Das war noch nie wahrer als heute.

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