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Neue Rekruten beim feierlichen Gelöbnis
© dpa/Martin Schutt

Weniger Bewerber für freiwilligen Wehrdienst: Die Bundeswehr sucht dringend Rekruten

Sechs Jahre nach Aussetzung der Wehrpflicht sinkt die Zahl der Bewerber zum freiwilligen Dienst bei der Truppe weiter. Und mehr als jeder Vierte bricht wieder ab.

Sechs Jahre nach Aussetzung der Wehrpflicht melden sich immer weniger Männer und Frauen zum freiwilligen Dienst an der Waffe. Bis Ende August bewarben sich in diesem Jahr 10.105 Männer und Frauen für den freiwilligen Wehrdienst - ein Rückgang von mehr als 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Verteidigungsministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Mehr als jeder Vierte bricht den Dienst während der Probezeit wieder ab.

Die Trendwende Personal greife trotzdem, heißt es im Ministerium. Der jährliche Mindestbedarf von 8500 Frauen und Männern im freiwilligen Wehrdienst werde auch 2017 sichergestellt. Das Ministerium spricht von einer „Schwerpunktverlagerung“: Man wolle nun vor allem Personal gewinnen, das sich langfristig binde. Die Bewerbungen für eine Laufbahn als Zeitsoldat seien im Vergleich zum Vorjahr gestiegen - um knapp drei Prozent auf rund 33.400. Insgesamt sank die Zahl der Bewerber für eine militärische Laufbahn - ob für den freiwilligen Wehrdienst oder als Zeitsoldat - von 44.533 auf 43.512.

Konkurrenzkampf mit der Wirtschaft

Die Wehrpflicht für Männer war 2011 ausgesetzt worden. Zum 30. November 2012, also vor genau fünf Jahren, schlossen die letzten Kreiswehrersatzämter, in denen von 1957 bis 2010 mehr als 20 Millionen Wehrpflichtige gemustert wurden. An die Stelle der Kreiswehrersatzämter traten Karrierecenter. Die Bundeswehr liefert sich mit der Wirtschaft einen harten Wettbewerb um die besten Köpfe. Denn die Zwangsverpflichteten von damals müssen ersetzt werden.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen versucht seit Jahren, die Bundeswehr attraktiver zu machen. Sie soll familienfreundlicher werden. Werbekampagnen wie Youtube-Serien sollen Nachwuchs anlocken. Gleichzeitig beschädigten zuletzt mehrere Skandale etwa um den terrorverdächtigen Oberleutnant Franco A. das Ansehen der Truppe.

Gerade wegen neuer Bedrohungen und wachsender Aufgaben für die Truppe will die Bundeswehr ihr Personal eigentlich kräftig aufstocken. Bis 2024 sollen die Streitkräfte auf 198.000 Soldaten anwachsen. Seit Ende des Kalten Krieges wurde die Bundeswehr schrittweise verkleinert - am Tag der Wiedervereinigung 1990 waren es noch 585.000 Soldaten. Der historische Tiefstand lag im Juni 2016 bei 166.500 Zeit- und Berufssoldaten. Das Ministerium hatte 2016 ein Ende des Schrumpfkurses eingeleitet. Um die geforderte Personalstärke zu erreichen, soll auch bestehendes Personal länger gebunden werden.

Nach dem 7- bis 23-monatigen freiwilligen Wehrdienst kann man sich weiter verpflichten oder eine andere Laufbahn einschlagen. Im Schnitt brechen aber 27 Prozent der Rekruten in den ersten sechs Monate wieder ab. Im Vergleich zu zivilen Arbeitgebern sei das noch ein relativ guter Wert, heißt es im Ministerium. Unter den Zeitsoldaten beenden im Schnitt 18 Prozent ihren Dienst in der Probezeit.

Zeitverträge sind ein Problem

Qualifiziertes und motiviertes Personal zu gewinnen, bleibe vor dem Hintergrund des demografisches Wandels eine große Herausforderung, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Dennoch bleibe die Bewerberzahl in 2017 konstant hoch. „Dies bestätigt, dass die Bundeswehr ein attraktiver Arbeitgeber ist.“

„Es ist eine höllenschwere Aufgabe, die Personalzahl nach oben zu biegen“, meint der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD). Die Konjunktur laufe einfach gut. Während die Polizei in den Ländern auf Lebenszeit Leute einstelle, biete die Bundeswehr Zeitverträge an. Man müsse noch mehr Anreize schaffen. „Man tut schon eine Menge mehr, aber es reicht offenbar noch nicht.“ Mit den Maßnahmen halte man gerade einmal den „ungenügenden Personalstand“.

Trotz sinkender Bewerberzahlen kann die Truppe ihr Personallevel aber halten. Die Bundeswehr umfasst mit Stand Ende Oktober 178.847 aktive Soldaten - davon 170.089 Berufs- und Zeitsoldaten und 8758 freiwillig Wehrdienstleistende. Damit liegt die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten über der seit langem angepeilten Grenze von 170.000, wenn auch nur knapp - aus Sicht des Ministeriums ein Erfolg, besonders weil sich im Oktober stets viele Soldaten zur Ruhe setzten. (dpa)

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