Machtkampf zwischen Lucke und Petry: Die AfD - eine Partei, die gegen ihre eigenen Regeln verstößt
Die selbsternannte Ordnungspartei AfD scheitert an der ordentlichen Wahl von Parteitagsdelegierten. Bei anderen prangert sie dagegen gerne den Regelbruch an. Die Absage des Kasseler Parteitags offenbart ein tiefes Glaubwürdigkeitsproblem. Ein Kommentar.
Wenn etwas das durchschnittliche AfD-Mitglied auf die Palme bringt, dann ist es der Regelbruch. Griechen, die Schuldenverbote missachten, Ausländer, die Grenzen überschreiten, Schwule und Lesben, die aus dem Rahmen fallen – vielen in der Partei ist das gleichermaßen ein Graus. Peinlich bloß, dass die selbst ernannte Ordnungspartei AfD schon ihre Schwierigkeiten hat, wenn es um die Einhaltung der eigenen Regeln geht. Inzwischen scheint im innerparteilichen Machtkampf so ziemlich jedes Mittel recht zu sein.
Hauptsache, dem Gegner schadet es. Wobei der Flügel um Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel dem weiter rechts stehenden Teil der Partei hier kaum nachsteht. Die Absage des Kasseler Bundesparteitags ist deshalb nicht allein ein Indiz für organisatorischen Dilettantismus. Sie offenbart auch ein Glaubwürdigkeitsproblem des Parteipersonals – zusätzlich zum Mangel an politischer Substanz. Letzterer hat der AfD bis jetzt wenig geschadet, weil ihre Wähler sie als Protestpartei wahrgenommen haben. Eine Partei, die selbst nicht Ordnung hält, wirkt aber sonderbar, wenn sie andere anprangert – wegen vermeintlichen Regelbruchs.