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Will Bundeschefin der Grünen werden: Anja Piel, Grünen-Fraktionsvorsitzende in Niedersachsen
© dpa/Julian Stratenschulte

Kandidatin für Grünen-Parteivorsitz: "Dichter an die Lebenswirklichkeit der Menschen rankommen"

Die niedersächsische Grünen-Politikerin Anja Piel will Chefin der Bundespartei werden. Sie ist bisher die einzige Kandidatin des linken Flügels.

Die Idee, sich als Grünen-Chefin zu bewerben, kam Anja Piel zum ersten Mal vor fünf Jahren. Bei der Urwahl für die Spitzenkandidatur 2013 hatte die Parteivorsitzende Claudia Roth gerade eine herbe Niederlage erlitten und dachte übers Aufhören nach. Und Piel überlegte, ob sie sich die Nachfolge zutrauen würde. Doch damals entschied sie sich für die Landespolitik und führte die Grünen in Niedersachsen nach langer Oppositionszeit als Spitzenkandidatin in die Regierung.

Linke Flügelfrau kam Ende der 90er zu den Grünen

Jetzt will die Vorsitzende der Landtagsfraktion den Sprung auf die Bundesebene versuchen. Auf dem Parteitag Ende Januar bewirbt die 52-Jährige sich als Parteichefin und macht damit der Brandenburger Bundestagsabgeordneten Annalena Baerbock Konkurrenz. Piel ist die einzige Kandidatin des linken Flügels, während Baerbock und der Kieler Umweltminister Robert Habeck zu den Realos zählen.

Piel ist in Lübeck mit drei Geschwistern in einem sozialen Wohnungsbau aufgewachsen. Ihr Vater, der als Betriebsratsvorsitzender in einem Stahlhandelsunternehmen in Hamburg arbeitete, wollte, dass seine Kinder die Lebenswirklichkeit des Landes kennen lernen. „Er hat mich früh politisiert“, sagt Piel. Zu den Grünen kam sie Ende der 90er Jahre. Nach der Geburt des ersten Kindes zog Piel mit ihrem Mann nach Hameln und damit in die Nähe des Atomkraftwerks Grohnde. „Das hat mich zu den Grünen gebracht, ebenso wie die Kommunalpolitik, in der die Grünen gute Ansprechpartner waren.“

Piels Thema ist Gerechtigkeit

Als Parteichefin würde sie gerne dafür sorgen, dass die Grünen wieder stärker auf Gerechtigkeit setzen. Kinderarmut, mehr Geld für frühkindliche Bildung, armutsfeste Renten, Bürgerversicherung – diese Themen würde sie gerne stark machen. „Ich möchte, dass die Grünen dichter an die Lebenswirklichkeit der Menschen rankommen“, sagt Piel. Sie hat sich deswegen in den vergangenen Jahren auch keinen Dienstwagen angeschafft, sondern pendelt täglich mit dem Zug nach Hannover. Oft kommt sie unterwegs ins Gespräch. Sie könne eine gute Portion Einfühlungsvermögen mitbringen, sagt Piel. „Die Politik sollte den Menschen viel mehr Empathie entgegen bringen.“

Sie bezeichnet sich als stressresistent

Die rot-grünen Jahre mit knapper Ein-Stimmen-Mehrheit seien eine „raue Zeit“ gewesen, sagt Piel, die als Fraktionschefin den Laden zusammenhalten musste. Sie bezeichnet sich selbst als stressresistent, das könne ihr auch als Parteichefin nutzen. „Ich bin immer dann am besten, wenn der Tag am strubbeligsten ist.“

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