Grünen-Politiker Onay gewinnt in Hannover: Deutschland hat seinen ersten türkischstämmigen Oberbürgermeister
Der Grünen-Spitzenkandidat Belit Onay gewinnt gegen den CDU-Bewerber Eckhard Scholz. Die SPD stellt erstmals seit 70 Jahren nicht mehr den Bürgermeister.
Der Grüne Belit Onay wird Oberbürgermeister von Hannover. In der Stichwahl setzte sich der Landtagsabgeordnete am Sonntag mit 52,9 Prozent gegen den CDU-Bewerber Eckhard Scholz durch, der auf 47,1 Prozent der Stimmen kam. Hannover ist damit nach Freiburg, Darmstadt und Stuttgart die vierte Großstadt, in der ein Grüner zum Oberbürgermeister aufrückt.
Auch solche mit Migrationshintergrund oder gar ausländischer Staatsbürgerschaft gibt es bereits, wenn auch nicht in einer Landeshauptstadt: etwa in Bonn Ashok-Alexander Sridharan (CDU) mit indischen Wurzeln und in Rostock den Dänen Claus Ruhe Madsen (parteilos). Onay ist damit aber der erste Bürgermeister mit türkischen Wurzeln.
Zugleich stellt die SPD damit erstmals nach mehr als 70 Jahren nicht mehr den Oberbürgermeister in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Auslöser der vorzeitigen Oberbürgermeisterwahl war die Rathausaffäre, die den bisherigen Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) zum Rücktritt zwang. Die Staatsanwaltschaft hatte Ende April gegen ihn sowie seinen damaligen Bürochef und den suspendierten Kulturdezernenten Anklage erhoben - wegen schwerer Untreue. Es geht um unrechtmäßige Gehaltszulagen für den Bürochef und den früheren Feuerwehrchef. Schostok soll laut Anklage davon erfahren haben, ohne diese zu stoppen.
Der Verlust des OB-Postens in der Landeshauptstadt, den seit 1946 durchgängig ein SPD-Mann besetzte, war ein herber Schlag für die Sozialdemokraten - vor allem, da der Landesvorsitzende, Ministerpräsident Stephan Weil, bis 2013 selbst OB von Hannover war. (dpa, TSP)
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