Flüchtlinge im Mittelmeer: Deutsches Rettungsschiff „Lifeline“ darf offenbar in Malta anlegen
Italiens Premier Conte zufolge darf die „Lifeline“ in Malta landen. Italien erlaubt der "Alexander Maersk" mit mehr als 100 Flüchtlingen an Bord, in Sizilien vor Anker zu gehen.
Das Rettungsschiff „Lifeline“ der deutschen Hilfsorganisation Mission Lifeline darf nach Aussagen der italienischen Regierung in Malta anlegen. Er habe mit dem maltesischen Premierminister Joseph Muscat telefoniert, erklärte Ministerpräsident Giuseppe Conte am Dienstag. „Das Schiff der NGO Lifeline wird in Malta anlegen.“ Eine Bestätigung des maltesischen Reigerungschefs gab es dafür zunächst nicht.
Malta erwägt zudem, Ermittlungen gegen den Kapitän des Rettungsschiffes der deutschen Organisation Mission Lifeline aufzunehmen. Der habe bei der Rettung der Migranten vergangene Woche Anweisungen der italienischen Behörden ignoriert, teilte die Regierung in Valletta am Dienstag mit. Nun würden „Maßnahmen ausgelotet, die mit Blick auf die Taten des Schiffes unternommen werden können“.
Die „Lifeline“ hatte am Donnerstag vor der libyschen Küste rund 230 Migranten aus dem Meer gerettet. Die Regierung in Rom hatte erklärt, den NGO die Anweisung gegeben zu haben, die Bergung der libyschen Küstenwache zu überlassen.
Mission Lifeline sieht sich allerdings im Recht. Die libysche Küstenwache habe auf ihre Anfrage für eine Rettung nicht reagiert, während die Menschen in Seenot gewesen seien, sagte Ruben Neugebauer, Sprecher der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch, die Mission Lifeline bei der Pressearbeit unterstützt.
Die "Lifeline" darf eventuell doch in Malta anlegen
Derweil zeichnet sich für die Flüchtlinge an Bord der "Lifeline" eine Lösung ab: Nach Angaben der französischen Regierung kann das von einer deutschen Hilfsorganisation betriebene Flüchtlingsschiff möglicherweise in Malta anlegen. Für das Schiff zeichne sich eine "europäische Lösung" ab, sagte Regierungssprecher Benjamin Griveaux am Dienstag im Radiosender RTL. Im Gespräch sei "eine Landung in Malta". Die Regierung in Valletta teilte mit, es werde daran gearbeitet, eine „weitere Eskalation zu einer humanitären Krise“ zu vermeiden, indem man „Verantwortung mit einigen gewillten EU-Staaten“ teile.
Malta, Spanien und Italien hatten der "Lifeline" zuvor das Anlaufen eines Hafens verweigert. Das von der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline betriebene Schiff harrt deshalb seit Tagen mit 234 Flüchtlingen an Bord in internationalen Gewässern vor der Küste Maltas aus.
Für Dienstag ist schlechtes Wetter angekündigt, was die Lage der Menschen an Bord noch prekärer machen würde. Um Mitternacht schrieben die Helfer auf ihrem Twitter-Kanal: „Gerade eben musste der erste wegen eines medizinischen Notfalls von der #Lifeline gebracht werden.“ Und auch für alle anderen würden sich die Bedingungen zusehends verschlechtern.
Gleichzeitig wird die Luft für die NGOs immer dünner: Am Dienstag gaben Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee bekannt, dass Malta ihrem Rettungsschiff „Aquarius“ die Einfahrt in den Hafen von Valletta für einen Besatzungswechsel verboten habe. Sie steuerten jetzt in Richtung Frankreich nach Marseille. „Dieses Hin & Her hält uns wegen eines einfachen Port-Calls für einen längeren Zeitraum aus dem Rettungsgebiet fern“, twitterte SOS Mediterranee.
Italiens Innenminister Matteo Salvini von der fremdenfeindlichen Lega-Partei hatte am Montag bekräftigt, dass Schiffe von Hilfsorganisationen, die Flüchtlinge vor der libyschen Küste aufnehmen, keine italienischen Häfen mehr anlaufen dürfen. Salvini bekräftigte auch, dass die "Lifeline" keine Genehmigung zum Anlegen in Italien erhalten werde. Die populistische Regierung in Rom hatte zudem mit der Beschlagnahmung des Schiffes gedroht.
Die Flüchtlinge auf der "Lifeline" waren am vergangenen Donnerstag nahe der libyschen Küste aufgenommen worden. Am Sonntag traf nach Angaben von Mission Lifeline eine Versorgungslieferung aus Malta mit Lebensmitteln und Trinkwasser ein. Die Schiffe "Sea-Eye" und "Sea-Watch" hätten zudem Medikamente und Decken gebracht.
"Alexander Maersk" ankert vor Sizilien
Unterdessen hat das dänische Containerschiff „Alexander Maersk“ mit mehr als 100 geretteten Migranten an Bord nach tagelangem Warten in Italien angelegt. Nach Medienberichten konnte der Frachter nach drei Tagen Wartezeit in der Nacht zum Dienstag im sizilianischen Pozzallo ankern. Erst kurz zuvor hatte die neue Regierung Italiens dies genehmigt.
Der Bürgermeister der Stadt Pozzallo erklärte italienischen Nachrichtenagenturen am Montagabend, Innenminister Matteo Salvini habe der „Alexander Maersk“ erlaubt, in den Hafen einzulaufen. „Wir werden diese Menschen mit der gleichen Menschlichkeit wie immer aufnehmen“, sagte Roberto Ammatuna. „Heute ist ein wichtiger Tag, weil es sich (...) gezeigt hat, dass die Solidarität immer noch ein verbreitetes Gefühl ist.“
Das Schiff der Reederei Maersk hatte in der Nacht zu Freitag 113 Migranten im Mittelmeer aufgenommen und die letzten Tage auf die Erlaubnis gewartet, anlegen zu dürfen. Salvini, Chef der rechten Regierungspartei Lega, will vor allem Hilfsorganisationen die Häfen in Italien versperren. Er hält die Freiwilligen für Handlanger der Schlepper. (dpa)