"Politbarometer": Deutsche sehen Verhältnis zu USA auf neuem Tiefpunkt
In der aktuellen Umfrage geben mehr als zwei Drittel der Deutschen an, dass sie das Verhältnis zu den USA für schlecht halten. In der Sonntagsfrage baut die Union ihren Vorsprung weiter aus.
Das Verhältnis zwischen den USA und Deutschland hat nach Ansicht der Deutschen einen neuen Tiefpunkt erreicht. Mehr als zwei Drittel der Bürger (68 Prozent) halten die Beziehungen dem am Freitag veröffentlichten "Politbarometer" von ZDF und Tagesspiegel für schlecht und damit so viele wie noch nie in der Umfrage. Kurz vor der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hatten dies nur 14 Prozent so gesehen.
Bei einer Umfrage im Oktober 2016 hatten noch 82 Prozent der Befragten das Verhältnis der beiden Länder als gut bezeichnet. Jetzt vertreten diese Auffassung nur noch 29 Prozent. Mehr als zwei Drittel der Deutschen (69 Prozent) bezweifeln nun, dass die USA unter Trump ein verlässlicher Partner bei der Sicherheit Europas sind. Eine große Mehrheit (79 Prozent) sieht zudem die internationale Zusammenarbeit bei Themen wie Klimawandel, Terrorismus oder Flüchtlinge durch die Politik des US-Präsidenten stark gefährdet. Die Befragung endete vor der Entscheidung Trumps, aus dem Weltklimaabkommen auszusteigen.
Die Bundesbürger rechnen als Reaktion auf das Vorgehen Trumps auch mit einem stärkeren Zusammenhalt innerhalb Europas. Die große Mehrheit der Befragten (89 Prozent) wünscht sich einen engeren Schulterschluss der EU-Staaten. Daran glauben mittlerweile auch mehr Menschen. Während Ende Januar rund die Hälfte (51 Prozent) der Befragten mit einem stärkeren Zusammenhalt rechnete, gehen davon mittlerweile zwei Drittel (66 Prozent) aus.
Dem "Politbarometer" zufolge konnte die Union knapp vier Monate vor der Bundestagswahl ihren Vorsprung auf die SPD erneut ausbauen. Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, könnten CDU/CSU auf 39 Prozent der Stimmen hoffen und damit einen Prozentpunkt zulegen. Die SPD gab demnach um zwei Punkte auf 25 Prozent nach.
Die Linke würde unverändert neun Prozent erreichen, die Grünen weiterhin sieben Prozent, und die FDP würde bei acht Prozent verharren. Die AfD könnte sich um einen Punkt auf acht Prozent verbessern, die anderen Parteien kämen zusammen unverändert auf vier Prozent.
Große Koalition oder Jamaika-Bündnis möglich
Damit wäre rechnerisch neben einer großen Koalition auch ein Jamaika-Bündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen möglich. Für Rot-Rot-Grün, eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP sowie für Schwarz-Gelb würde es dagegen nicht reichen. Bei der Frage nach der Kanzlerpräferenz konnte Angela Merkel (CDU) ihren Vorsprung vor dem SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz noch einmal leicht vergrößern: 59 Prozent (Mai: 57 Prozent) wünschten sich weiterhin Merkel, 31 Prozent (Mai: 33 Prozent) Schulz als künftigen Kanzler.
Auch in der Liste der zehn wichtigsten Politiker verteidigte Merkel ihren Spitzenplatz. Auf der Skala von plus fünf bis minus fünf liegt die Kanzlerin mit einer Durchschnittsnote von 2,2 knapp vor Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), beide mit einem Durchschnittswert von 1,9.
Auf Rang vier rangiert Innenminister Thomas de Maizière (CDU) vor dem neu in der Liste vertretenen FDP-Chef Christian Lindner (beide 1,1). Auf den weiteren Plätzen folgen SPD-Außenminister Sigmar Gabriel mit 1,0, Grünen-Chef Cem Özdemir mit 0,9 und der SPD-Vorsitzende Schulz mit 0,8.
Özdemir und Schulz wurden damit besser bewertet als im Vormonat. Die beiden letzten Ränge belegen der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer mit 0,6 und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit einem Durchschnittswert von 0,4.
Für das "Politbarometer" befragte die Forschungsgruppe Wahlen von Dienstag bis Donnerstag 1301 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte. Umfragen weisen grundsätzlich einen Fehlerbereich auf. Beim "Politbarometer" wird dieser bei einem Wert von 40 Prozent auf rund drei Prozentpunkte und bei zehn Prozent auf rund zwei Prozentpunkte angegeben. (AFP)