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Für die Terrormiliz IS kämpften auch voll verschleierte Frauen, hier angeblich in der syrischen Stadt Al-Rakka.
© DPA

Todesurteil im Irak: Deutsche Salafistin soll gehängt werden

Lamia K. aus Mannheim soll dem „Islamischen Staat“ geholfen haben. Ein irakisches Gericht hat sie zum Tode verurteilt - Deutschland legt Einspruch ein.

Die irakische Justiz demonstriert Härte gegenüber deutschen Ex-Mitgliedern der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Ein Gericht in Bagdad hat vergangenen Donnerstag die aus Mannheim stammende, 50-jährige Lamia K. zum Tod durch Erhängen verurteilt. Irakische Sicherheitskräfte hatten sie im Juli 2017 in Mossul zusammen mit drei weiteren deutschen Frauen festgenommen. Dass Lamia K. hingerichtet werde, sei allerdings zu bezweifeln, war am Sonntag in Sicherheitskreisen zu hören.

Nach Informationen des Rechercheverbunds von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR wurde das Auswärtige Amt in der vergangenen Woche über den Fall informiert. Der deutsche Botschafter in Bagdad habe im irakischen Außenministerium gegen das Urteil protestiert. Im Prozess soll Lamia K. gestanden haben, zum IS gereist zu sein, um Mitglied zu werden. Das Gericht hält die Frau für schuldig, die Terrormiliz logistisch unterstützt und damit Angriffe auf irakische Sicherheitskräfte befördert zu haben.

Lamia K. schloss sich dem IS 2014 an

Lamia K. ist offenkundig überzeugte Salafistin. Die Deutsch- Marokkanerin agitierte zunächst im Internet und reiste 2014 mit ihrer Tochter und deren Kind zum IS. Das Kind soll nach unbestätigten Berichten im Irak gestorben sein.

Die Terrormiliz eroberte 2014 große Teil Syriens und des Irak. IS-Chef Abu Bakr al Baghdadi rief sich in der Al-Nuri-Moschee in Mossul zum „Kalifen“ aus. Im Juli 2017 gelang der irakischen Armee mit kurdischen und schiitischen Milizen nach monatelangen Kämpfen die Rückeroberung der Stadt. Eine irakische Spezialeinheit entdeckte Lamia K. und die drei weiteren deutschen Frauen in einem Tunnel und nahm sie fest.

Tochter soll für Religionspolizei gearbeitet haben

Die Bundesanwaltschaft leitete im Juli ein Verfahren wegen des Verdachts der Mitgliedschaft im IS gegen die Frauen ein. Beschuldigte sind neben Lamia K. ihre Tochter Nadja, sowie die 16-jährige Linda W. aus dem sächsischen Pulsnitz und Fatima M. aus Detmold in Nordrhein-Westfalen. Generalbundesanwalt Peter Frank hatte im Tagesspiegel-Interview gesagt, es gebe Hinweise, dass Linda W. bei der Religionspolizei des IS gewesen sei. Den irakischen Behörden sei ein Rechtshilfeersuchen zugeleitet worden, um die vier Frauen im Irak vernehmen zu können. Das Bundeskriminalamt konnte mit Lamia K. und den weiteren Beschuldigten dann auch sprechen. Sie blieben allerdings in irakischer Haft.
Unter den über 900 Salafisten, die aus Deutschland in die Krisenregion gereist sind, befanden sich etwa 200 Frauen. Nachdem der IS sein Territorium eingebüßt hat, bleibt der Verbleib von rund 500 deutschen Anhängern unklar. Eines der bekanntesten IS-Mitglieder, der Berliner Ex-Rapper Denis Cuspert, soll vergangene Woche in Ostsyrien getötet worden sein.

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