EKD-Studie zu Flüchtlingen: Deutsche fürchten wachsenden Rechtsextremismus
In Deutschland gibt es wegen der wachsenden Flüchtlingszahl große Ängste, vor allem vor neuen Nazis. Aber immerhin jeder Zehnte engagiert sich für Asylsuchende
Die wachsende Zahl von Flüchtlingen löst in der Bevölkerung beträchtliche Ängste aus. Voran steht die Sorge von einem wachsenden Rechtsextremismus, wie aus einer repräsentativen Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland hervorgeht. Sie wird von knapp 85 Prozent der Befragten genannt und rangiert damit noch vor der Sorge vor mehr Wohnungsnot (78 Prozent).
Sorge, dass viele der Flüchtlinge keinen Arbeitsplatz finden, haben 77 Prozent der mehr als 2000 Befragten. 71 Prozent zweifeln, ob es gelingt, angemessene Unterkünfte für sie zu finden. Umgekehrt fürchten 70 Prozent, dass es in Deutschland in anderen Bereichen zu Einsparungen kommt. Weitere Befürchtungen: Die Zahl extremistischer Muslime könnte steigen (69 Prozent), Behörden und Polizei wären überfordert (64 Prozent), die Kriminalität in Deutschland werde steigen (61 Prozent).
Etwa die Hälfte aller Befragten treiben weitere Sorgen um - dass innerhalb Europas wieder Grenzen gezogen werden, dass man sich in bestimmten Gegenden nicht mehr so frei bewegen kann oder dass soziale Standards in Deutschland wie der Mindestlohn unterlaufen werden.
Auch positive Aspekte wurden abfragt. Ergebnis: 69 Prozent Befragten glauben, dass Deutschland an Ansehen in der Welt gewinnt. 61 Prozent sagen, dass die Asylsuchenden Deutschland auch kulturell bereichern. 60 Prozent sagen, die Entwicklung könnte den Folgen der Alterung der deutschen Bevölkerung entgegenwirken. 57 Prozent erklären, dass sich für sie mit den Neuankömmlingen die Chance verbindet, Neues und Bereicherndes für den eigenen Alltag zu entdecken. Geringer fällt die Zustimmung bei zwei anderen Faktoren aus. 42 Prozent meinen, dass mit den Flüchtlingen der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften besser gedeckt werden könne. 39 Prozent erklären, sie würden zum Erhalt der sozialen Sicherungssysteme beitragen.
Der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, hob bei der Vorstellung der Studie hervor, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten vorstellen können, ein Flüchtlingsheim in ihrer Nähe zu unterstützen. Immerhin elf Prozent der Befragten hätten dies bereits in der Vergangenheit getan. Laut Studie haben 52 Prozent der Befragten „bisher noch keine Erfahrungen“ mit Flüchtlingen gemacht. Aus der Studie lässt sich nach Darstellung der Kirche ein „Kippen der Stimmung“ nicht ablesen.