US-Vorwahlkampf der Demokraten: Der unbequeme Herr Sanders
Warum der US-Demokrat Bernie Sanders seiner Rivalin Clinton die Kandidatur streitig macht. Kann er die Sensation schaffen?
Am heutigen Dienstagabend, nach dem letzten großen Vorwahltag, wird Hillary Clinton sich zur Präsidentschaftskandidatin der Demokraten erklären.
Am Sonntag hat sie Bernie Sanders in Puerto Rico geschlagen, am Samstag in den Virgin Islands. In der Summe aus 1809 „Pledged Delegates“, die sie in den Vorwahlen errang, und 548 „Superdelegierten“ – Abgeordnete, Gouverneure, Senatoren, die auf dem Parteitag für sie stimmen wollen – fehlen ihr weniger als 30 Delegierte zu den 2382, die für die Nominierung nötig sind. Die holt sie nun gewiss: Mehr als 600 Delegierte sind in Kalifornien, Montana, New Jersey, New Mexico, North und South Dakota zu vergeben. So gesehen ist es egal, wie die sechs Vorwahlen ausgehen.
Rechnerisch hat Clinton die Nominierung sicher - politisch sieht das anders aus
Falls Sanders heute Kalifornien gewinnt, wird er seine Niederlage nicht eingestehen, sondern den Kampf in den Parteitag tragen. Nur die „Pledged Delegates“ aus den Vorwahlen zählen, behauptet er nun. Clinton komme da nicht auf 2382. Und die „Superdelegierten“ würden bei der Abstimmung auf dem Parteitag die Seite wechseln, sagt Sanders voraus, weil er klarmachen könne, dass er die besseren Chancen habe, Donald Trump bei der Hauptwahl am 8. November zu besiegen.
Kann Sanders die Sensation schaffen? In den Umfragen für Kalifornien führt Clinton mit 48 zu 46 Prozent, in denen für New Jersey mit 57 zu 37 Prozent. Sanders habe den Kampf um die Nominierung schon lange verloren, analysierte die „Washington Post“ am Montag. Doch wahr ist eben auch: Im direkten Vergleich mit Trump schneidet Sanders besser ab: 49,8 zu 39,4 Prozent. Clinton hat laut Umfragen nur 1,5 Prozent Vorsprung vor Trump. Eine Schlappe heute würde Clinton doppelt schaden: Der spaltende Wettbewerb mit Sanders würde sich bis zum Parteitag Ende Juli fortsetzen. Und Trump hätte eine neue Vorlage, sie als „Loser“ zu verspotten: als Verliererin.
Wie widerspricht man Verschwörungstheorien richtig?
Warum Trump ein so unbequemer Gegner für sie ist, zeigt sich in Kalifornien beim Thema Dürre. Wassermangel hat es im Central Valley schon immer gegeben, auch bevor eine immer dichtere Besiedelung mit einer immer intensiveren Landwirtschaft um knappe Ressourcen konkurrierte. Trump führt vor, wie er ein Thema so zuspitzt, dass Clinton in die Defensive gerät. In Fresno trifft er sich mit Farmern und peitscht anschließend seine Fans in der Selland-Arena mit der Behauptung auf, der Wassermangel sei künstlich verursacht: „Es gibt keine Dürre in Kalifornien!“ Eine verrückte Verwaltung drehe den Farmern das Wasser ab. „Niemand versteht das“, wettert Trump.
Clinton wollte eigentlich zwei kleine Siege feiern. Eine Umweltschutzgruppe, der NRDC Action Fund, und Gouverneur Jerry Brown unterstützen sie und nicht Sanders. Doch nun muss sie den Sinn der Wasserrationierung erklären. Sie spricht über den Klimawandel und das Ökosystem. Sie nennt bedrohte heimische Fischarten wie den „Three Inch Delta Smelt“. Doch so wie Trump den Streit dreht – „Irgendein Fisch ist denen wichtiger als die Existenz unserer Landwirte!“ –, ist es schwer für sie, den Streit um die Wasserrationierung zu gewinnen. Mit der Unterstützung durch den Gouverneur und die Umweltschutzgruppe wird sie keine neuen Wähler gewinnen. Sie weiß mehr als Trump über das Ökosystem. Politisch hat er ihren Wissensvorsprung aber neutralisiert.