Zypern: Der Süden trauert, der Norden feiert
Zum 40. Jahrestag der Teilung Zyperns stehen die Chancen auf Wiedervereinigung nicht gut. Während der türkische Norden Militärparaden abhält, muss der griechische Süden die Finanzkrise verdauen.
Gedenkgottesdienste und Trauer im Süden, Festreden und Militärparaden im Norden: Die beiden Volksgruppen auf Zypern, Griechen und Türken, gedachten am Sonntag der Teilung der Insel vor 40 Jahren. Im griechischen Süden Zyperns heulten um 5.30 Uhr die Luftschutzsirenen – wie am 20. Juli 1974, als die türkische Luftwaffe ihre ersten Angriffe flog. Den Bombern folgten Landungsboote der türkischen Marine und Transportflugzeuge, die Fallschirmjäger absetzten. In blutigen Kämpfen, die auf beiden Seiten tausende Tote forderten und über 200 000 Zyprer zu Vertriebenen im eigenen Land machten, besetzte die Türkei in den folgenden Wochen 37 Prozent des Territoriums im Norden der Insel.
Bis 1960 britische Kolonie
Zypern war bis 1960 eine britische Kolonie. Damals waren 80 Prozent der Inselbevölkerung ethnische Griechen. Die türkische Minderheit machte 18 Prozent aus. Schon wenige Jahre nach der Unabhängigkeit brachen 1964 blutige Unruhen zwischen beiden Volksgruppen aus. 1974 zettelten die in Athen regierenden Obristen einen Putsch gegen den zyprischen Staatspräsidenten Erzbischof Makarios an, um die Insel zu annektieren. Die Türkei reagierte unter Berufung auf ihre Rolle als Garantiemacht mit einer Invasion, zum Schutz der türkischen Volksgruppe. 1983 rief die Führung der türkischen Volksgruppe im besetzten Inselnorden die „Türkische Republik Nordzypern“ aus, die aber nur von der Türkei anerkannt wird. Der griechische Süden, der seit 2004 zur EU gehört, geriet 2012 in eine schwere Finanzkrise, ausgelöst durch den völlig überdimensionierten Bankensektor. Im März 2013 wurde Zypern mit internationalen Krediten von zehn Milliarden Euro vor dem Staatsbankrott bewahrt.
Vor allem USA wollen Einfluss
Die Krise gab den Wiedervereinigungsbemühungen neuen Auftrieb: Nachdem die griechischen Zyprer noch 2004 einen Einigungsplan der UN mit großer Mehrheit abgelehnt hatten, beginnt sich inzwischen die Einsicht durchzusetzen, dass man gemeinsam mit den Zyperntürken die Krise schneller überwinden könnte. Seit Mitte Februar verhandeln beide Volksgruppen. Der internationale Druck wächst, vor allem aus den USA. Sie wollen die strategisch wichtige Insel an der Schwelle zum Nahen Osten befrieden. Die Gespräche haben aber bisher nicht zu greifbaren Ergebnissen geführt. Es gebe „unüberbrückbare Gegensätze“, sagen griechisch-zyprische Beobachter. Der türkisch-zyprische Chefdiplomat Özdil Nami, der als engagierter Befürworter einer Lösung gilt, erklärte jetzt sogar, die Verhandlungen stünden „vor dem völligen Zusammenbruch“.
Strittig sind Grundsatzfragen wie das Ausmaß der Selbstverwaltung beider Volksgruppen in einer geplanten Föderation. Auch über die Zukunft der mehr als 100 000 Siedler, die in den vergangenen Jahrzehnten vom türkischen Festland nach Nordzypern kamen, und die Rolle der rund 30 000 türkischen Besatzungssoldaten wird gestritten. Viele türkische Zyprer sehen die Truppen als Garanten ihrer Sicherheit.