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Wochenlang hatten Ureinwohner wie Häuptling Arvol Looking Horse in Standing Rock gegen die Pipelines in North Dakota protestiert - zunächst mit Erfolg.
© Joel Angel Juarez/dpa

Donald Trump: Der stille Weltkrieg gegen die Indianer

Von Alaska bis Feuerland kämpfen Ureinwohner gegen Großkonzerne. Nun befeuert auch Donald Trump mit der Wiederaufnahme zweier Pipeline-Projekte den Flächenbrand.

Es ist eine Kriegserklärung gegen die Sioux-Indianer: Die USA wollen auf Anordnung des neuen Präsidenten Donald Trump zwei umstrittene Pipeline-Projekte wiederaufnehmen. Neben der Keystone-XL gibt es auch für die Dakota-Access-Pipeline grünes Licht. Dort kämpfen seit Monaten die Sioux-Indianer mit Unterstützung anderer Stämme gegen den Bau der Pipeline, weil die Öl-Leitung durch heilige Stätten auf dem Land ihrer Vorfahren verlaufen und eine Verseuchung ihres Trinkwassers durch Lecks in der Leitung verursachen könnte. „Die politisch motivierte Entscheidung der Trump Administration verletzt das Gesetz, und der Stamm wird Maßnahmen ergreifen, um dagegen zu kämpfen“, erklärte Stammesvorsitzender Dave Archambault II in einer ersten Reaktion auf die Entscheidung Trumps.

Chinesischer Rohstoffhunger

Wie erbitterter Widerstand unterdrückter indigener Völker aussehen kann, ist derzeit südlich des Rio Grande zu beobachten: Europäische, kanadische und chinesische Unternehmen betreiben einen nahezu unbeachteten Raubbau an Natur und Umwelt auf Kosten der Ureinwohner. In Ecuador lässt der sozialistische Präsident Rafael Correa chinesische Investoren im ökologisch hoch sensiblen Yasuni-Nationalpark nach Öl bohren. Der Widerstand der dort lebenden Ureinwohner wird niedergeschlagen, Umweltschützern der Zugang verweigert. Das führte bereits zu Todesopfern auf beiden Seiten, jüngst nahmen die Ureinwohner Geiseln.

Inzwischen weitet sich der chinesische Rohstoffhunger auch auf Kupfer aus. Leidtragende sind die Shuar. „Stoppt den Landraub und die Gewalt gegen die indigenen Völker Lateinamerikas“, forderte der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Prälat Bernd Klaschka, vor wenigen Tagen in einem bewegenden Appell, nachdem die Regierung auf indigenem Territorium auch Schürfrechte für große Kupferminen an die chinesische Firma Explocobres verscherbelte. „Die Vergabe der Schürfrechte gleicht einem Todesurteil. Denn ohne das Land können die Shuar nicht überleben“, sagte Klaschka. Ein frommer Wunsch, der wohl kaum gehört wird.

Fördergebiet "Tote Kuh"

Nicht nur der US-amerikanische und chinesische Rohstoffhunger auf Territorien der indigenen Ureinwohner ist ungebrochen, auch die Europäer mischen kräftig mit. Im Nachbarland Peru sind es die Spanier, die die Wut der Ureinwohner zu spüren bekommen. Die Besetzung einer Gasverdichtungsanlage des spanischen Energiekonzerns Repsol im Amazonas-Regenwald ist die Folge. Die rund 1100 Menschen zählende Gemeinde „Nuevo Mundo“ aus der Region Cuzco fühlt sich betrogen. Repsol habe die Anlage gebaut, ohne vorab die betroffenen Bewohner, die überwiegend der Ethnie der Matsigenka angehören, zu befragen. Es werden einfach Fakten geschaffen.

In Argentinien soll derweil eine tote Kuh für neuen Reichtum sorgen. „Vaca muerta“ heißt das Fördergebiet, in dem unter anderem das deutsche Energie-Unternehmen Wintershall auf gute Geschäfte hofft. Die Chancen stehen gut, seitdem der konservative Präsident Mauricio Macri jüngst eine Energie-Offensive ankündigte, die Argentinien unabhängig von Importen machen soll. Dazu soll die „tote Kuh“ gemolken werden. Noch mehr Gas, noch mehr Öl soll aus dem Fördergebiet via Fracking gepresst werden.

In Chile brennen Kirchen und Häuser

Doch auch hier gibt es erbitterten Widerstand der Mapuche-Indios. „Sie verkaufen das Land der Indigenen, der Mapuche“, sagt der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel mit Blick auf den jüngsten Ausverkauf, von dem auch die italienische Modefamilie Benetton profitiert, die sich ganze Ländereien sicherte.

Im Nachbarland Chile schlagen die Mapuche inzwischen zurück: Seit Monaten brennen dort Kirchen und Häuser. Vor wenigen Tagen verbrannte dabei ein Arbeiter. Eine Widerstandsgruppe mit Namen „Weichan Auka Mapu“ zieht dort feuerlegend durchs Land. Wo sie zündeln, finden sich fast immer Plakate an den Anschlagsorten mit einer unmissverständlichen Aufforderung: Gebt uns unser Land zurück.

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