Casdorffs Agenda: Der sehr junge Stellvertreter
Die Vertretung des saudischen Königs durch seinen Sohn, den 32-jährigen Kronprinzen Mohammed bin Salman al Saud, kommt ungewöhnlich früh. Ein Kommentar.
Eine Fata Morgana? Nein, eine reale Möglichkeit am Horizont der hitzereichen Region: Saudi-Arabien könnte schneller als erwartet einen neuen König haben. Der amtierende, Salman ibn Abd al Aziz Al Saud, ist in die Ferien gereist, und offiziell sagt keiner, wie lange sie dauern. Oder ob er zurückkehrt. Mit königlichem Dekret hat Salman seinen jungen Sohn, den 32-jährigen Kronprinzen Mohammed bin Salman al Saud, zum Verantwortlichen für die Geschäfte des weltgrößten Ölexporteurs während seiner Abwesenheit ernannt. Nun wäre das allein noch kein Grund zum Aufmerken. Dass Stellvertreter zeitweise die Geschäfte führen, ist üblich in den Golfstaaten. Die Vertretung kommt nur in diesem Fall sehr früh: Mohammed bin Salman ist erst im vergangenen Monat zum Kronprinzen ernannt worden. König Salman will hier wohl sehr schnell Fakten schaffen, um Diadochenkämpfe auszuschließen. Mohammed bin Salman, genannt der "Kriegerprinz", ist außerdem noch Verteidigungsminister und in diesem Amt nicht unumstritten. Er führt dazu ein gewagtes Reformprogramm an, mit dem er die Abhängigkeit Saudi-Arabiens vom Erdöl drastisch verringern will. Soll das wahr werden, muss der König das Programm unterstützen. Da würde gut passen, wenn er selber schon der König wäre.
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