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Marcus da Gloria Martins, Pressesprecher der Polizei München, am 22.07.2016 in München bei dem Einkaufszentrum, in dem Schüsse gefallen sind.
© oto: Lukas Schulze/dpa

Marcus da Gloria Martins: Der Polizeisprecher - ein Held von München

Er blieb ruhig und beantwortete auch die spekulativsten Fragen der Reporter. Marcus da Gloria Martins hat jetzt sogar eine eigene Facebook-Fanseite.

Auch bei der Polizei ändern sich die Zeiten rasant. Machte früher bei schwierigen Kriminalfällen der Pressesprecher eine gute Figur, bekam er anderntags ein Lob vom Chef und später vielleicht eine freundliche Erwähnung auf der Leserbriefseite der Lokalzeitung. Heute wird für ihn noch während der Geschehnisse eine eigene Facebookseite eingerichtet.

Mit Einträgen wie diesem: „Selten jemanden gesehen, der so gut reden kann, ruhig bleibt und sicher in seinem Job ist.“

Der Mann, dem dieses Lob gilt, heißt Marcus da Gloria Martins. Als Sprecher des Münchner Polizeipräsidiums wurde er während der Sondersendungen zum Amoklauf am Freitagabend einem riesigen Publikum bekannt. Besonnen stand er vor den Kameras, Brille, dunkle Haare, kecke Stirnlocke, und beantwortete auch noch die spekulativsten Reporterfragen.

Was weiß man über die Täter? Gibt es einen islamistischen Hintergrund? Welche Waffen wurden benutzt? Martins antwortet ruhig: „Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil da müsste ich raten. Und das wäre hochgradig unseriös.“ Und die aufgeregte Frage, was nun in den nächsten Stunden genau passiere, beantwortet er so: „Die Münchner Polizei wird weiter ihre Arbeit machen.“

Genau solche Sätze sind es, die eine Stadt in Panik in einer solchen Situation braucht; eine Gesellschaft, die durch mediale Beballerung und widersprüchliche Informationen verunsichert und verwirrt ist. Mit den sozialen Medien geht Marcus da Gloria Martins in jeglicher Hinsicht souverän um. Zum einen nutzt er Facebook und Twitter selbst, um die Menschen über diese Kanäle zu erreichen und zu beruhigen. Auf vier Sprachen verbreitet das Polizei-Presseteam solche Nachrichten: „Wir wissen derzeit nicht, wo sich die Täter befinden.Passt auf Euch auf und meidet nach wie vor die Öffentlichkeit.“

Zum anderen warnt er davor, Fotos und Videos von der Schießerei im Olympia-Einkaufszentrum immer wieder zu teilen. Und er tritt allen Verschwörungstheorien aus dem Netz sachlich und unaufgeregt entgegen.

Kurz, er beherrscht die mediale Klaviatur, die man als Kommunikator auch bei Behörden heute braucht. Schließlich bieten die sozialen Medien ja sogar der eher unnahbaren Polizei die Chance, sich den Bürgern als lässiger Kumpel anzudienen. So spricht das Münchner Präsidium die User grundsätzlich mit Du an, der Tonfall ist stets freundlich und empathisch. Das ist der alte Freund und Helfer – in der Digitalversion.

Der 43-jährige Marcus da Gloria Martins absolvierte ein Studium an der Polizeihochschule in Münster und arbeitete als Polizist in Köln, bevor er als Leiter der Verkehrspolizei nach München kam. Den Job als Sprecher hat er erst im vergangenen Jahr angetreten. Für Journalisten ist er eine ungewöhnliche Erscheinung. Polizeisprecher – das waren jahrzehntelang hölzern formulierende Beamte, die sich aus Furcht, etwas Falsches zu sagen, am Wortlaut des Polizeiberichts festhielten. Stets war in ihren umständlichen Erklärungen die Rede von „am Tatort befindlichen Gegenständen“ oder „sich in Richtung Innenstadt bewegenden verdächtigen Personen“. Martins’ Statements klingen zeitgemäßer. Auf die Frage eines Journalisten, was es denn bitte bedeute, dass eine Person „unter Gewalteinwirkung gestorben“ sei, antwortet er: „Er ist nicht einfach tot umgefallen.“

Wenn es nach einem seiner Facebook-Fans geht, hat der Mann noch eine große Karriere vor sich: „Wenn ich die ARD wäre, ich würde den Polizeisprecher moderieren lassen und alle anderen nach Haus schicken.“

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