Wie Trump den Wahlkampf finanzieren will: Der Milliardär braucht Geld
Donald Trump hat es zur Tugend erklärt, keine Spenden einzuwerben. Jetzt fehlt ihm die Erfahrung und das Netzwerk. Beides will er sich bei der Partei leihen.
Die Nominierung hat er sicher. Egal, wie die letzten neun Vorwahlen ausgehen, von Nebraska und West Virginia in der Nacht zum Mittwoch bis zum delegiertenreichen Kalifornien am 7. Juni – Donald Trump wird Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Außer ihm ist niemand mehr im Rennen. So wendet er sich dem Hauptwahlkampf zu und der Frage, wie er ihn zu finanzieren gedenkt. Nach eigenen Angaben braucht er eine bis 1,5 Milliarden Dollar. Teuer wird insbesondere die TV-Werbeschlacht, darunter sogenannte Negative Ads, die den Gegner verunglimpfen. Ihm fehlt jedoch das Netzwerk an Unterstützern, das Präsidentschaftskandidaten meist über Jahre aufbauen. Die Partei will ihm ihres nur zur Verfügung stellen, wenn er seinen Wahlkampf an Bedingungen ausrichtet.
"Ich brauche keine Spenden" - das war eine Pose
Bisher hatte Trump behauptet, er sei reich genug und auf Spenden nicht angewiesen – weshalb er auch keine Rücksicht auf die Interessen von Spendern nehmen müsse. Das war eine Pose. Tatsächlich hat er nach Angaben des Internetportals Open Secrets mehr als zehn Millionen Dollar Spenden angenommen und das Geld für die darüber hinausgehenden Kosten seiner Kampagne geliehen. Mehr als eine Milliarde will er jedenfalls nicht aus eigener Tasche bezahlen.
Den teuren Hauptwahlkampf finanzieren Republikaner und Demokraten aus Kleinspenden von Millionen Anhängern, den Großspenden vermögender Bürger, die das individuell zulässige Maximum – je 2700 Dollar für die Vorwahl und die Hauptwahl – geben, sowie der Unterstützung durch sogenannte PAC’s und Super-PACS’s. Die Arbeit dieser politischen Aktionskomitees unterliegt engen Regeln. Sie dürfen keine Werbung für einen Kandidaten, sondern nur für politische Sachaussagen machen. Zum Beispiel: Die Gesundheitsreform ist klasse. Oder: Wir unterstützen saubere amerikanische Kohle. An sie dürfen Menschen und Unternehmen unbegrenzt spenden. Sie dürfen ihre Aktionen aber weder inhaltlich noch personell mit der Kampagne eines Kandidaten koordinieren. Wer mit den Grundpositionen vertraut ist, wird Super-PAC-Werbung leicht einem Lager zuordnen. Aufrufe zur freien Ölförderung oder für Steuersenkungen sind republikanisch, Gewerkschaftsanliegen und alternative Energien demokratisch.
Potenzielle Spender gehen auf Distanz
Trump hat weder Erfahrung noch Organisationskraft beim Werben um Spenden. Deshalb möchte er das Netzwerk der Republikaner nutzen und deren klassische Geber anzapfen, wie die Brüder Koch, Eigentümer eines Industrieimperiums. Die zieren sich aber oder stellen Bedingungen, berichtet die „New York Times“. Freedom Partners Chamber of Commerce, eine Organisation der Kochs, möchte nur einen Kandidaten unterstützen, der „eine positive Botschaft verbreitet“ und „auf persönliche Schlammschlachten verzichtet“, sagt der Vorsitzende Mark Holden. Gemessen am bisherigen Ton der Auseinandersetzung sei das „nicht zu erwarten“. Das PAC American Crossroads mit Karl Rove an der Spitze, dem Wahlstrategen George W. Bushs, hat „keine konkreten Pläne, den republikanischen Kandidaten zu unterstützen“.
Die Partei fordert ein Abkommen und Loyalität
Die Führung der Republikanischen Partei drängt Trump zu einer schriftlichen Vereinbarung, wie er und die Partei Spenden einwerben und wie sie verteilt werden. Denn sie möchte auch den Bewerbern um Sitze im Repräsentantenhaus und dem Senat, um Gouverneursposten und andere Ämter Mittel zur Verfügung stellen. Sie verlangt außerdem, dass Trump nicht zu weit vom offiziellen Programm der Partei abweicht. Für Donnerstag ist ein Treffen Trumps mit Paul Ryan und Reince Priebus geplant. Ryan ist als „Speaker“ des Repräsentantenhauses der ranghöchste Republikaner, Priebus der Vorsitzende des Nationalen Komitees.