Wolfram König: Der Mann, der ein Endlager suchen soll
Wolfram König wird Chef des neuen Amts für Entsorgungssicherheit. Bei der Suche nach einem Atomendlager wird er eine wichtige Rolle spielen. Ein Porträt.
Vielleicht gelingt es Wolfram König in den kommenden neun Jahren doch noch, das Atomendlager in Morsleben zu schließen. Schon als Umweltstaatssekretär in Sachsen-Anhalt fing er damit an. Jedenfalls bleibt der Chef des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), das er seit 1999 leitet, dem Thema verbunden: Am Mittwoch stimmte das Kabinett der Personalie König als Chef des 2014 gegründeten Bundesamts für Entsorgungssicherheit (BfE) zu. Übergangsweise leitet König beide Ämter. Das BfS wird aber spätestens nach der vollzogenen Neuorganisation der Behördenstruktur zur Lösung der Endlagerfrage einen neuen Chef bekommen.
Es hat seine eigene Ironie, dass König das Amt übernimmt, das 2014 auch deshalb gegründet wurde, um ihn loszuwerden, ohne ihn zu entlassen. König ist eigentlich nichts vorzuwerfen. Außer vielleicht, dass der damalige Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) ihn Ende der 90er Jahre an die Spitze jener Behörde setzte, die jahrelang alles dafür tat, aus dem umstrittenen Salzstock in Gorleben das Endlager für hochradioaktive Abfälle zu machen. König war davon weniger überzeugt und warb für eine vergleichende Suche nach einem Endlagerstandort. Das hat er nun erreicht – und er wird den Auswahlprozess an entscheidender Stelle begleiten.
Er wird sich auch um das Problem des Lagers Asse kümmern
Mit Trittins Nachfolger Sigmar Gabriel (SPD) kam König übrigens gut aus. Zumal er Gabriel mit dem ehemaligen sogenannten Forschungsendlager Asse eine große Last abnahm. Die Asse ist löchrig, es läuft Wasser rein, und die dort lagernden schwach- und mittelradioaktiven Abfällen lassen sich nicht dauerhaft sichern. Deshalb arbeitet Königs BfS seit 2009 daran, eine bessere Lösung zu finden. Dass der Müll, wenn das technisch machbar ist, geborgen und anderswo untergebracht werden soll, ist inzwischen politischer Konsens. Technisch ist das ganze allerdings sehr anspruchsvoll. Auch diesen Job wird König an der Spitze des neuen Amtes weiterführen.
Dass es in der Asse-Frage einen Konsens gibt, und in gewisser Weise auch über die Frage, wie ein Endlager für die abgebrannten Brennelemente aus den Atomkraftwerke gefunden werden soll, daran hat Ursula Heinen-Esser (CDU) einen hohen Anteil. Als Umweltstaatssekretärin arbeitete sie am Asse-Kompromiss, und als eine von zwei Chefinnen der Endlagerkommission mühte sie sich in den vergangenen zwei Jahren um ein Konzept für die Standortsuche. Mit Erfolg.
Mit Ursula Heinen-Esser kann er gut
Mit diesen Erfahrungen im Kreuz übernimmt Heinen-Esser nun die Geschäftsführung eines neuen Bundesunternehmens. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) soll die Erkundungsarbeiten und irgendwann den Bau eines Endlagers umsetzen. Das Unternehmen wird gebildet aus der Asse GmbH, der DBE, einem Unternehmen überwiegend im Besitz der Atomkonzerne, die bisher beispielsweise das Erkundungsbergwerk in Gorleben und das genehmigte Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle Schacht Konrad gebaut haben, sowie einem Teil des BfS. Der Sitz des neuen Unternehmens wird in Peine sein, wo bisher die DBE verwaltet worden ist. König und Heinen-Esser können übrigens gut miteinander. Das werden sie brauchen, wenn sie gemeinsam die Endlagerfrage lösen wollen.
Dagmar Dehmer