Israel: Der Hass wuchert
In Israel und den Palästinensergebieten gibt es Unruhen und Tote, nachdem ein kleines Kind bei einem Brandanschlag jüdischer Siedler ums Leben gekommen ist. Ein Kommentar.
In Israel regiert der religiöse Hass. Sechs Teilnehmer der Gay-Parade in Jerusalem wurden von einem Ultrareligiösen niedergestochen; ein anderthalbjähriges palästinensisches Baby im Dorf Douma ermordet, seine Eltern und Geschwister lebensgefährlich verletzt durch einen Brandanschlag ultranational-jüdischer Siedler. Das alles geschah binnen weniger Stunden.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat angekündigt, Israel beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anzuklagen. Israel hat seinerseits Untersuchungen des Terroranschlages angekündigt. Die bittere Erfahrung lehrt allerdings, dass diese kein Ergebnis liefern werden. Keiner der Brandanschläge gegen palästinensische Häuser und Moscheen in den letzten Jahren wurde aufgeklärt, kein Täter festgenommen oder gar verurteilt.
Netanjahu scheut die Konfrontation mit den Ultrareligiösen
Natürlich verurteilen die Regierung Netanjahu und dieser persönlich die Anschläge und versuchen sich so aus der Verantwortung zu stehlen. Doch wenn die politischen Hintermänner der ultranationalistischen Siedler, aber auch diejenigen der Ultrareligiösen Deckung erhalten, um die Koalition nicht zu gefährden, müsste eigentlich die Regierung selbst dafür bestraft werden. Doch weder die heftige internationale Kritik noch die der innerisraelischen Opposition bringen diese Regierung von ihrem Kurs ab.
Netanjahu geht es allein um seine Macht. Und weil diese auch von einer stark wachsenden Zahl religiöser und nationalistischer Ultras verliehen wird, unternimmt er alles, um diese ruhig zu stellen – wie durch den Beschluss, den Bau von 300 Siedlerwohnungen in dieser Woche in Angriff zu nehmen.
Der Hass richtet sich gegen alles, was "anders" ist: Migranten, Palästinenser, Homosexuelle, Linke
Die Besetzung der palästinensischen Gebiete, der Siedlungsbau, die Ausbreitung der ultranationalistischen Gruppierungen haben in Israel den Hass wuchern lassen: Hass gegen alle, die anders denken, gegen Liberale und Linke, gegen Andersfarbige (die äthiopischen Einwanderer), Homosexuelle und Lesben (in Jerusalem), Hass vor allem gegen Palästinenser. Der Schlachtruf der fanatischen Anhänger von Betar Jerusalem, des Fußballklubs der Marktschreier und Minister, übertönt immer lauter die Worte der Vernunft und Menschlichkeit: „Tod den Arabern“.