Täter vermutlich israelische Siedler: Kind stirbt bei Brandanschlag im Westjordanland
Im Westjordanland haben Unbekannte zwei Häuser mit Brandflaschen angezündet. Ein Kleinkind starb. Die Täter waren vermutlich jüdische Siedler. Die Furcht vor einer neuen Eskalation des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern wächst.
Sie kamen in den frühen Morgenstunden, waren maskiert und warfen Brandbomben durch die Fensterscheiben zweier Häuser in Duma im Westjordanland. Ihre Botschaft hinterließen sie in großen, hebräischen Buchstaben, neben einem aufgesprühten Davidstern auf der Häuserwand: "Rache" und "Lang lebe der Messias". Bei dem Brandanschlag durch extremistische jüdische Siedler ist in der Nacht zum Freitag ein eineinhalbjähriges Baby ums Leben gekommen, seine Eltern und sein vierjähriger Bruder erlitten schwere Brandverletzungen und wurden ins Tel Ha Shomer Krankenhaus nahe Tel Aviv geflogen.
Hinter der Tat nahe der jüdischen Siedlung sollen zwei Männer stecken
Medienberichten in Israel zufolge stecken zwei Männer hinter der Tat in Duma, einem Dorf zwischen Ramallah und Nablus, ganz in der Nähe der jüdischen Siedlung Migdalim. Eines der beiden Häuser war unbewohnt, in dem anderen Gebäude schlief die Familie des kleinen Ali Saad Dawabsha: Vater Saad, Mutter Reham und der vierjährige Bruder Ahmed.
Die Reaktionen auf den Anschlag folgten prompt und von allen Seiten: Palästinenserpräsident Mahmud Abbas kündigte an, beim Internationalen Strafgerichtshof die Untersuchung der Tat zu beantragen. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu zeigte sich schockiert: "Das ist ein terroristischer Akt in jeglicher Hinsicht. Der Staat Israel stellt sich gegen Terrorismus, egal, von wem er ausgeübt wird." Er habe die Sicherheitskräfte angeordnet, mit allen Mitteln die Mörder zu fassen und sie umgehend vor Gericht zu bringen. Auch der nationalreligiöse Bildungsminister Naftali Bennett von der Partei Habait Hajehudi verurteilte die Tat und sagte, es handele sich um eine "Terrorattacke", nicht einfach nur um ein Hassverbrechen oder eine Pricetag-Attacke. Als sogenannte Preisschild-Attacken werden in Israel Angriffe jüdischer Extremisten gegen Muslime und Christen, vor allem im Westjordanland, bezeichnet. Sie sollen der Preis sein, den die arabische Bevölkerung für Aggressionen gegen Siedler sowie eine zu siedlerfeindliche Politik zahlen soll.
Medien zufolge kündigte Hamas einen "Tag des Zorns" an
Tatsächlich kommt der Angriff zu einer Zeit, wo das Thema Siedlungsbau das Land beherrscht: Am Donnerstag wurden in der Siedlung Bet-El im Westjordanland auf Anordnung des Obersten Gerichtshofs in Israel illegale Neubauten abgerissen – unter heftigem Protest von Hunderten von Siedlern, die sich mit den Soldaten anlegten. Netanjahus Büro kündigte zeitgleich den Bau von 300 neuen Wohnungen in derselben Siedlung an.
Am Freitag wurden die Sicherheitsvorkehrungen in Israel und im Westjordanland verstärkt. Medien zufolge kündigte die Hamas einen "Tag des Zornes" an und nannte jeden Israeli ein legitimes Ziel.