Regionalwahl in Frankreich: Der Front National geht leer aus
Der sozialistische Premierminister Manuel Valls dankte den linken Wählern. In der zweiten Runde der Regionalwahl in Frankreich konnte der Front National keine einzige Region gewinnen.
In Frankreich ist der rechtspopulistische Front National (FN) laut Hochrechnungen komplett leer ausgegangen. Unter anderem unterlag Parteichefin Marine Le Pen in Nordfrankreich beim zweiten Wahlgang am Sonntag mit rund 42 Prozent ihrem konservativen Gegner Xavier Bertrand, der auf 57,8 Prozent der Stimmen kam. Ihre Nichte Marion Maréchal-Le Pen unterlag in Südfrankreich ebenfalls deutlich dem konservativen Kandidaten. Die Rechtspopulisten unterlagen auch in der Region Burgund-Franche-Comté, wo die Sozialisten den Sieg davontrugen.
Zuvor hatte Marine Le Pen am Sonntagvormittag zuversichtlich in die Kameras gelächelt, als sie im nordfranzösischen Hénin-Beaumont ihre Stimme abgab. Bei der zweiten Runde der Regionalwahl hatte die Chefin des rechtspopulistischen Front National (FN) darauf gehofft, dass ihre Partei erstmals in der Geschichte mindestens eine Region erobern kann. Konservative und Sozialisten gewannen jeweils mindestens fünf Regionen.
Premier Manuel Valls dankt Wählern und Nicolas Sarkozy mahnt
Der sozialistische Premierminister Manuel Valls dankte den linken Wählern am Sonntagabend, eine "Sperre" gegen die Rechtsextremen errichtet zu haben. Er mahnte zugleich: "Keine Erleichterung, kein Triumphgefühl. Die Gefahr der Rechtsextremen ist noch nicht gebannt." Ex-Präsident Sarkozy sagte, die Mobilisierung der Wähler dürfe die Warnungen aus der ersten Runde an alle verantwortlichen Politiker nicht vergessen lassen.
Die FN-Wähler und ihre politischen Ansichten sind ja nun nicht aus der Welt. Ganz im Gegenteil. Der FN kann nun weiter als Opposition ohne Verantwortung Frankreichs Politiker vor sich hertreiben.
schreibt NutzerIn A.v.Lepsius
Deutliche Erfolge für Front National im ersten Wahldurchgang
Vor einer Woche hatte der FN in sechs der 13 Regionen zum Teil deutlich vorne gelegen – darunter auch im Landstrich Nord-Pas de Calais-Picardie, wo Marine Le Pen als Spitzenkandidatin antrat. Vor dem zweiten Wahlgang hatte sich indes in zahlreichen Regionen ein Rennen mit einem deutlich knapperen Ausgang als in der ersten Runde abgezeichnet.
Zu den Politikern, auf die sich am Wahlsonntag die Kameras bei der Stimmabgabe richteten, gehörte auch Premierminister Manuel Valls. Der Sozialist verzichtete auf jeglichen Kommentar, als er im Rathaus von Evry im Département Essonne in der Nähe von Paris den Stimmzettel in die Urne warf. Noch am Freitag hatte Valls davor gewarnt, dass ein Erfolg des FN eine Spaltung in der Gesellschaft herbeiführen könne, die einen „Bürgerkrieg“ zur Folge haben könne. Dagegen hatte Valls die Vision „der Republik und der Werte“ beschworen.
Ich fürchte, Personen wie die Le Pens in Frankreich und ihr Gegenpart in anderen Ländern Europas werden mit ihrem nationalistischen Chauvinismus die Gegensätze zwischen den Völkern wieder vertiefen, und das ist genau das, was wir in der Welt von heute am wenigsten brauchen
schreibt NutzerIn monsieurenfrance
Nach Angaben des Innenministeriums lag die Wahlbeteiligung am Nachmittag bei 50,5 Prozent. Eine Woche zuvor hatte sie landesweit um dieselbe Zeit noch bei 43 Prozent gelegen. Dass in der zweiten Runde in Frankreich – ob nun bei Regional- oder Präsidentschaftswahlen – mehr Wähler mobilisiert werden, ist nicht ungewöhnlich.
Hohe Beteiligung im Süden und Osten
Auffällig war am Sonntag, dass die Beteiligung unter anderem in der Region aus Provence, Alpen und Côte d’Azur (Paca) im Süden sowie in Bourgogne-Franche Comté und dem Landstrich des „Großen Ostens“ deutlich in die Höhe ging. In der Region Paca trat Marion Maréchal-Le Pen, die Nichte der Parteichefin, für den Front National als Spitzenkandidatin an. Im ersten Wahlgang hatte die 26-Jährige mit knapp 41 Prozent das mit Abstand beste Resultat in der Region erzielt. Die Republikaner hatten in Paca darauf gesetzt, dass Wähler der Sozialisten im zweiten Wahlgang zu ihnen überlaufen, nachdem sich deren Kandidaten dort zurückgezogen hatten. Auch in der Region Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine, dem „Großen Osten“, setzte sich der Kandidat der Republikaner in der zweiten Runde gegen den FN-Parteivize Florian Philippot durch. (mit AFP)