Terrormiliz Islamischer Staat: Der Berliner Dschihadist Reda Seyam lebt offenbar noch
Die irakische Regierung hatte im Dezember gemeldet, Seyam sei bei Kämpfen in der Nähe der vom IS besetzten Großstadt Mossul getötet worden. Deutsche Sicherheitsexperten sprechen aber jetzt von neuen Erkenntnissen.
Der Berliner Dschihadist Reda Seyam, eine der bekanntesten Figuren der Szene und mutmaßlich „Minister“ bei der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), ist offenbar doch nicht tot. Die irakische Regierung hatte im Dezember gemeldet, Seyam sei bei Kämpfen in der Nähe der vom IS besetzten Großstadt Mossul getötet worden. Deutsche Sicherheitsexperten hatten die Nachricht damals bestätigt, sprechen aber jetzt von neuen Erkenntnissen. Demnach sei es wahrscheinlich, dass Seyam noch lebe. Entsprechende Hinweise seien kürzlich eingegangen.
Der aus Ägypten stammende, etwa 55 Jahre alte Islamist mit dem üppigen Vollbart lebte seit 2004 im Berliner Stadtteil Charlottenburg. 2013 reiste er nach Syrien und schloss sich später der militanten Gruppierung ISIS an, die sich 2014 nach ihren Eroberungen im Irak in „Islamischer Staat“ umbenannte. In dem vom IS proklamierten „Kalifat“ soll Seyam den Posten eines „Bildungsministers“ eingenommen haben. Jedenfalls halten Sicherheitsexperten Seyam und den ebenfalls aus Berlin zum IS gekommenen Denis Cuspert für „prominente“ Aktivisten der Terrortruppe.
Terror im Auftrag von Al Qaida
Seyam, Vater von sieben Kindern, galt schon lange vor seinem Aufenthalt in Syrien als terrorverdächtig. Bereits im Bosnienkrieg in den 1990er Jahren soll er von Deutschland aus Dschihadisten unterstützt haben. Die Sicherheitsbehörden der USA hielten ihn zudem für einen der Drahtzieher des verheerenden Anschlags vom Oktober 2002 gegen Touristen auf der indonesischen Insel Bali. Damals starben 202 Menschen, sechs von ihnen waren Deutsche. Seyam soll die Vorbereitung der Tat im Auftrag von Al Qaida finanziert haben.
Schon vor dem Anschlag wurde Seyam in Indonesien inhaftiert, musste aber nur zehn Monate wegen eines Visumvergehens im Gefängnis bleiben. Um zu verhindern, dass die CIA ihn nach der Haft entführt und ins Gefangenenlager Guantanamo bringt, holten Beamte des Bundeskriminalamts Seyam in Indonesien ab und brachten ihn nach Deutschland. Hier ermittelte die Bundesanwaltschaft gegen ihn, zu einer Anklage kam es jedoch nicht.
Brennpunkt Wedding
In Berlin war Seyam eine der dominierenden Figuren der islamistischen as-Sahaba-Moschee im Stadtteil Wedding. Und nach jahrelangem Rechtsstreit setzte sich Seyam 2009 gegen den damaligen Innensenator Ehrhart Körting (SPD) durch. Körting wollte verhindern, dass Seyam einen 2005 geborenen Sohn mit dem Vornamen „Djehad“ beim Standesamt eintragen ließ. Das arabische Wort entspricht dem Begriff „Dschihad“ und bedeutet Heiliger Krieg, aber auch „Anstrengung“. Das Kammergericht urteilte, Djehad sei in der arabischen Welt ein geläufiger Name, deshalb könne auch Seyam sein Kind so nennen.
Der Deutschägypter ist nicht der einzige Dschihadist, der aus Deutschland in die Konfliktregion Syrien-Irak zog und später für tot gehalten wurde. Im April 2014 verkündete der Fernsehsender „Al Arabiya“, Denis Cuspert sei in Syrien bei einem Anschlag einer mit ISIS verfeindeten Gruppierung getötet worden. Doch schon im Juli 2014 mischte Cuspert wieder in einem Propagandavideo mit. Die Terrormiliz feiert da die kurz zuvor erfolgte Eroberung des Gasfeldes Schaar östlich der syrischen Stadt Homs.