Krise bei Air Berlin: Der BER verliert seinen Hauptkunden
Am BER war für Air Berlin ein eigener Terminalbereich mit neun Fluggastbrücken vorgesehen. Andere Gesellschaften haben bisher kein Interesse an einer Übernahme dieser Kapazitäten.
In Turbulenzen befindet sich der BER ohnehin schon, jetzt müssen die Planer auch noch mit der Insolvenz ihres vorgesehenen Hauptkunden fertigwerden. Air Berlin hatte nach Angaben der Flughafengesellschaft in diesem Jahr trotz des reduzierten Angebots bis Juli mit 5,52 Millionen Passagieren einen Marktanteil von 28,2 Prozent.
Auch am BER sollten Passagiere von Air Berlin die Geschäfte ankurbeln. Für die Gesellschaft ist ein eigener Terminalbereich vorgesehen. Ihre Flugzeuge sollten am sogenannten Südpier andocken, das neun Fluggastbrücken hat. Auch eine Lounge mit rund 200 Plätzen für Kunden der Gesellschaft ist vorhanden.
Passagiere können ausweichen
Während die Lufthansa als weiterer Großkunde sich vorwiegend auf Zubringerflüge zu ihren Drehkreuzen Frankfurt (Main) und München konzentriert und andere Strecken von ihren Töchtern Germanwings und Eurowings fliegen lässt, wollte Air Berlin am BER ein Drehkreuz aufbauen.
Nach der geplatzten Eröffnung 2012 musste Air Berlin die Pläne eindampfen; von einer großen Expansion war keine Rede mehr. Allerdings steckte die Gesellschaft auch damals schon in großen wirtschaftlichen Problemen. Der Versuch, Tegel wenigstens zu einem kleinen Drehkreuz für Interkontinentalflüge zu machen, scheiterte auch an den baulichen Gegebenheiten. Es war schon schwer, Wartebereiche für Umsteiger zu schaffen. Die Folge: Air Berlin machte Düsseldorf zum eigenen Drehkreuz für die Flüge in alle Welt.
Passagiere werden auf andere Linien ausweichen können. Ihr Alleinstellungsmerkmal – die geballten Flüge nach Mallorca und von dort weiter in andere Städte, vorwiegend in Spanien und Portugal – gab Air Berlin selbst auf.
Alt-Schönefeld noch Jahre in Betrieb
Andere Gesellschaften, die Air Berlin ganz oder teilweise übernehmen könnten, haben bisher kein Interesse, am BER nach dem Air-Berlin-Vorbild ein Drehkreuz zu schaffen, das auch zusätzliche Passagiere nach Schönefeld locken würde, die dort dann auch Geld ausgeben.
Moderne Flughäfen erwirtschaften oft mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen durch Geschäfte, die umsatzabhängige Mieten an die Flughafengesellschaft zahlen müssen. Auch am BER gibt es ein solches Konzept. Nach dem Passieren der Sicherheitskontrollen müssen Passagiere im Hauptterminal durch einen „Marktplatz“ gehen – mit Geschäften und Gastronomie. Deshalb wollte der Flughafen auch den gesamten Betrieb unter einem Dach konzentrieren.
Das Vorhaben ist inzwischen obsolet. Weil die Kapazitäten am BER nicht ausreichen, bleiben die alten Schönefelder Anlagen noch jahrelang in Betrieb. Die Passagiere dort sind für die Läden im Hauptterminal verloren.
Billiglinien achten auf jeden Cent
Wie viele Passagiere es durch den nun wahrscheinlichen Wegfall des Drehkreuzes von Air Berlin weniger geben wird, lässt sich nicht sagen. Unabhängig davon wird der Verkehr nach den derzeitigen Plänen aber weiter zunehmen.
Auch wie die Flughafengesellschaft nun den Südpier füllen wird, ist unklar. Durch das Ein- und Aussteigen über Fluggastbrücken ist der Betrieb dort teurer als im weniger aufwendig ausgebauten Nordpier, an dem es auch keine Brücken gibt. Billigfluglinien, die die Air-Berlin-Lücken füllen könnten, achten aber bei den Gebühren auf jeden Cent und bevorzugen eine Abfertigung, bei der Passagiere mit Bussen zu den Flugzeugen gefahren oder von dort abgeholt werden. Entsprechend geringer fallen die Einnahmen des Flughafens aus. Am BER muss nun nicht nur weitergebaut sondern auch neu gerechnet werden.
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Klaus Kurpjuweit
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