Neue Biografie: David Cameron, die Drogen und der Schweinekopf
Lord Ashcroft, einst Parteifreund von David Cameron, hat eine Biografie über den Premier verfasst. Auf Twitter macht unter dem Hashtag #piggate ein besonderes Detail Karriere.
Ein ehemaliger Weggefährte David Camerons hat eine unautorisierte Biografie über den britischen Regierungschef verfasst. Offenbar treibt Lord Ashcroft das Bedürfnis an, David Cameron dafür abzustrafen, dass er ihn nach dem Wahlsieg der Konservativen 2010 nicht mit einem wichtigen Regierungsposten bedacht hat. Aus der Biografie "Call me Dave", die in der kommenden Woche veröffentlicht werden soll, berichtet die britische "Daily Mail" exklusiv vorab - und hat sich dafür besonders kontroverse, beziehungsweise medienwirksame Themen ausgesucht.
Gerade im Kontrast zum neu gewählten Labour-Chef Jeremy Corbyn dürften einige der - von Downing Street nicht kommentierten - Enthüllungen für Camerons Image wenig förderlich sein. So berichtet der Milliardär und Geschäftsmann Ashcroft ausführlich über Camerons Studentenzeit an der Eliteuniversität in Oxford. Dabei beschreibt er unter Berufung auf James Delingpole, einen früheren Freund Camerons, selbigen nicht nur als fröhlich kiffenden Jungspund. Ashcroft "enthüllt", so die "Daily Mail" auch die Mitgliedschaft des konservativen Regierungschefs in der "Dinnergesellschaft" "Piers Gaveston" und im sogenannte "Bullingdon Club".
Derartige Studenten-Clubs und Gesellschaften (Societies) gibt es an britischen Universitäten zuhauf. Viele sind normale Freizeit- und Sportclubs, andere allerdings weisen bizarre Aufnahmerituale auf und setzen gerade an den Eliteeinrichtungen jahrhundertelangen Standesdünkel fort. Oberklassendenken und fehlendes Verständnis für die "kleinen Leute" ist etwas, das dem konservativen Cameron gerne von politischen Gegnern vorgeworfen wird. Der "Bullingdon Club" war laut Ashcroft eine ebensolche Vereinigung für "superreiche" Schnösel, die sich darin gefielen, sich in Restaurants daneben zu benehmen.
Der "Piers Gaveston" wiederum ist benannt nach einem angeblichen Liebhaber des englischen Königs Edward II. und soll, zumindest was seine Aufnahmerituale betrifft, recht bizarren sexuellen Praktiken gefrönt haben. Ashcroft lässt durchblicken, dass Cameron bei einem solchen Ritual seine "private parts" in einen Schweinekopf gesteckt haben soll. Eine Behauptung, die schon in der Vergangenheit gemacht wurde, und die den Premier als Oberschichten-Schnösel dastehen lässt, für den keinerlei Verhaltensregeln gelten.
Während Zeitungen wie der "Guardian" oder "The Independent" das Thema Cameron und Drogen, beziehungsweise Schweinekopf, zwar aufgreifen, aber britischen Verhältnissen nach eher unaufgeregt bleiben, wird der Premier auf Twitter mit Hohn und Spott überschüttet. Unter dem Hashtag #piggate meldet sich sogar das Schwein selbst zu Wort:
Die Journalisten Hannah Jane Parkinson schreibt in Bezug auf Camerons Aussage, Labour sei nach der Wahl von Corbyn eine "Gefahr für die nationale Sicherheit":
Und wer bisher nicht wusste, worum es geht, dem wird auch geholfen:
Was die Drogenvorwürfe betrifft, hat David Cameron schon früher nie abgestritten, Hasch geraucht zu haben. Auch dass er Kokain genommen haben soll, hat er nicht abgestritten, sondern bestand nur darauf, dies nicht in seiner Zeit als Regierungschef getan zu haben. Der Milliardär Lord Ashcroft hatte in der Vergangenheit den konservativen Tories mehrere Millionen Pfund gespendet. Im Jahr 2010 wurden dann bekannt, dass er große Teile seines Vermögens aufgrund eines besonderen Status nicht in Großbritannien versteuerte, was ihn aus Camerons Sicht offenbar für ein Regierungsamt unmöglich machte.