zum Hauptinhalt
War was? Die neue SPD-Parteispitze Borjans und Esken gibt sich alles andere als kantig und klar.
© Kay Nietfeld/dpa

Von wegen „mit uns nicht“: Das plötzlich zahme Spitzen-Duo der SPD

Klare Kante? Och, nö. Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans tippeln um eine Kursbestimmung herum. Mehrheiten lassen sich so nicht gewinnen. Ein Kommentar.

War da was? Neue Parteispitze und dann geht’s lohoos, wie die SPD weiland gerne skandierte, wenn sie endlich zum Angriff losziehen wollte? Was da losgeht, ist höchstens eine, sagen wir: erstaunliche Ranschmeiße von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans an die große Koalition. Von wegen „mit uns nicht“ – nein, so entschieden haben die beiden neuen SPD-Chefs das nie gesagt, nicht wahr. Selber schuld, wer sie so verstanden hat. Wer übel nimmt, hat es auch nicht begriffen.

Man könnte sagen, dass die Wirklichkeit Esken und Walter-Borjans, aber auch ihre Anhänger, jetzt einholt. Ihre Gegner sagen das bestimmt. Und siehe da: Beim Treffen der Koalitionsspitzen gibt es alles, sogar leckere Lebkuchen, nur keine Spitzen. Bei den Einzelgesprächen mit den SPD-Ministern gibt es alles, nur keine Ansagen, höchstens neugierige Nachfragen, wie man hört. Zum Beispiel solche, in welche Themen sie beide sich denn nun noch vertiefen sollten.

Mehrheiten lassen sich nicht herbeizaubern

Einerlei, ob es ganz genau so war – dass es so nach draußen dringt, sagt schon viel, viel über die Autorität von „Eskabo“ nach innen wie inhaltlich. Dumm nur, dass die Erwartungen, die die beiden geweckt haben, ganz andere sind: klarer Kurs, klare Kante. Und 30 Prozent in Umfragen am Ende ihres ersten Jahres.

Aber das wollen Esken und Walter-Borjans so ja auch nicht gesagt haben. Höchstens in der Art, dass der Trend doch wieder ein Genosse werden soll. Wie weiland bei Willy Brandt, dessen Kanzlerschaft auch schon wieder 50 Jahre her ist.

Wenn die beiden Zauberlehrlinge – deren Namen noch nicht einmal die Parteilinke fehlerfrei nennen kann – so weitermachen, so erstaunlich interpretierbar; wenn sie dazu noch inhaltliche Fehler machen – dann wird das nicht nur mit den 30 Prozent Zustimmung zur SPD nichts. Dann verlieren Esken und Walter-Borjans schon in ihrem ersten Jahr in der eigenen Partei ihre eigene, ohnehin knappe Mehrheit. Dann geht‘s bald lohoos – aber mit internen Angriffen.

Zur Startseite