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Malala Yousafzai ist die jüngste Friedensnobelpreisträgerin der Geschichte.
© dpa

Friedensnobelpreis für Malala Yousefzai: Das Menschenrecht auf Bildung

Der Friedensnobelpreis für Malala Yousafzai ehrt nicht nur das Engagement einer couragierten, jungen Frau. Dieses Jahr zeigt er, dass alle Welt sich einig sein sollte in der Anerkennung des Rechtes auf Bildung. Ein Kommentar.

Apartheid prägte die Welt, in der Malala Yousafzai aufgewachsen ist. Eine besondere Form der Spaltung einer Gesellschaft: Geschlechter-Apartheid. Im weiten Swat-Tal Pakistans, wo der Vater des Mädchens zwischen den Bergmassiven eine Schule aufgebaut hatte, herrschte ab 2007 der Terror der Taliban. Malala war zehn Jahre alt, als die Krieger eines monströsen Gottes verkündeten, dass Mädchen keine Schulbildung, Frauen keine Rechte haben sollten. Aus Schulen wurden Trümmerhaufen. „Ich habe jeden Tag viel Unrecht gesehen“, fasste Malala Yousafzai, das Erlebte einmal in einen schlichten Satz. Den Taliban missfiel das Engagement von Malala Yousafzai für den Schulbesuch von Mädchen. Es wurde lebensgefährlich.

Gestern war der 10. Oktober. Gestern wurde Malala Yousafzai mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, am 9. Oktober 2012, schoss ein Taliban Malala Yousafzai in ihrem Schulbus in den Kopf. Zwischen diesen beiden Oktobertagen liegt eine Karriere, die sich wie ein modernes Märchen anhört. Das Mädchen mit den klaren Gesichtszügen war durch das Attentat entstellt und in Lebensgefahr. Im Exil in Großbritannien erholte sie sich, sie besuchte eine britische Schule, schrieb ein Buch und hielt eine Rede vor den Vereinten Nationen in New York.

Nobelpreis für die Idee Schule an sich

Sie sagte dort: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern.“ Sie will, erklärte sie, eines Tages Premierministerin von Pakistan sein. Unterstützt wurde Malala von ihren couragierten Eltern, die beide ihren Teil an dieser höchsten Ehrung der Welt haben. Doch im Kern gilt dieser Nobelpreis allen Kindern, die zur Schule gehen, er gilt der Idee Schule an sich. Er feiert das Wecken von Geist, Wissen und Reflexion, den Ausgang aus der eigenen Unmündigkeit – die Voraussetzung für alles, was es braucht, um Frieden zu produzieren.

Durch seinen globalen Charakter suggeriert der Nobelpreis für Frieden einen globalen Konsens. Dieses Jahr plädiert er dafür, dass alle Welt sich einig sein sollte in der Anerkennung des Rechtes auf Bildung. Daher ist auch die komplementäre Auszeichnung eine perfekte Wahl. Sie gilt einem Mann, der sich den Preis mit Yousafzai teilt, dem sechzig Jahre alten Inder Kailash Satyarthi, der Kampagnen gegen Kinderarbeit ins Leben rief und leitet. Denn Schule ist nur möglich, wo Minderjährige nicht für Geld arbeiten müssen, in Bergwerken, auf Müllhalden, an Webstühlen, in Sweatshops, Manufakturen. Schule ist auch Kinderarbeit. Aber sie ist das in der einzig zulässigen Form. Und Schule ist auch auf Erwerb gerichtet. Aber das ist sie unter Suspension des heute ausgezahlten Lohns. Der Lohn des Lernens, Lohn in jeder Hinsicht, kommt morgen, in der Zukunft.

Malalas Geschichte als Inspiration

Dass Kinder, Teenager in Ländern wie Pakistan und Indien, den Besuch einer Schule fordern, ihn wollen, dafür kämpfen, erscheint vielen ihrer Altersgenossen in Wohlstandsnationen befremdlich. Schulpflicht? Das erinnert an Ödnis und Zwang. Malala Yousafzais Leben erinnert an den langen Weg, den auch westliche Länder gegangen sind, ehe das Recht auf Schulbildung entstand. Auf Kinder, die hier zwischen Markenklamotten und Videospielen groß werden, könnte die Geschichte von Malala inspirierend wirken. Sie könnte neue Haltungen anregen, neue Gedanken. Deshalb ist zu wünschen, dass die Geschichte hinter diesem Nobelpreis ihren Weg in alle Schulen, in die Köpfe aller Kinder findet, auch hier im Land.

Caroline Fetscher

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