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CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther bei einer Wahlkampfveranstaltung in Norderstedt, Schleswig-Holstein.
© dpa/Daniel Reinhardt

Daniel Günther aus Kiel: Das ist der CDU-Wahlsieger von Schleswig-Holstein

Nach vielen schnellen Wechseln an der Spitze der CDU in Schleswig-Holstein scheint Daniel Günther genau zum richtigen Zeitpunkt auf den Plan getreten zu sein: Seine Partei ist klarer Wahlsieger - und Günther äußerst selbstbewusst.

Daniel Günther strampelte sich nach oben. Der Spitzenkandidat der schleswig-holsteinischen CDU stieg recht spät und unter eher unschönen Umständen in den Wahlkampfring. Erst im November kürten die Christdemokraten im nördlichsten Bundesland den 43-Jährigen zum Herausforderer des beliebten Ministerpräsidenten Torsten Albig (SPD). Jetzt steht er mit der CDU als Wahlsieger da.

Angesichts anhaltend schlechter Umfragewerte hatte der vorige CDU-Spitzenkandidat und Landesparteichef Ingbert Liebing unmittelbar davor wie aus dem Nichts seinen Rückzug erklärt. Er begründete dies in ungewöhnlich offener Weise damit, dass es ihm nicht gelinge, die für einen Wahlsieg am 7. Mai notwendige "Durchschlagskraft" zu erzielen.

Ein Profi, aber kaum präsent in der Öffentlichkeit

Für die schleswig-holsteinische CDU war das zugleich nur das letzte Kapitel in einer ganzen Reihe von schnellen Wechseln an ihrer Spitze. Deren einstiger Hoffnungsträger Christian von Boetticher stürzte 2011 über eine Affäre mit einer 16-Jährigen, sein Nachfolger Jost de Jager gab sein Amt als Parteichef 2013 wegen mangelnden Rückhalts auf. Es folgte Reimer Böge, der schon 2014 wegen gesundheitlicher Probleme zurücktrat.

Günther ist zwar ein ausgewiesener Politprofi und kein unbeschriebenes Blatt in der schleswig-holsteinischen Politik. Er gehört seit 2009 dem Landtag an, war von 2005 bis 2012 CDU-Landesgeschäftsführer und ist seit 2014 CDU-Fraktionschef im Landtag- In der breiteren Öffentlichkeit jedoch war der Kandidat kaum präsent. In den Umfragen lag er bei den persönlichen Beliebtheitswerten stets weit hinter Albig zurück.

"Führungswechsel größte Hypothek im Wahlkampf"

Dessen Regierung ist außerdem schwer zu greifen. Ihre Amtszeit absolvierte sie in den vergangenen Jahren ohne größere Probleme, Wechselstimmung liegt generell nicht in der Luft. Zudem war die personelle Instabilität an der Spitze der CDU dem Vertrauen der Wähler auch nicht zuträglich. "Fakt ist, dass die häufigen Führungswechsel der vergangenen Jahre die größte Hypothek in diesem Wahlkampf sind", konstatiert Günther.

Gleichwohl haben der Spitzenkandidat und eine Partei inzwischen wieder alle Chancen. In aktuellen Umfragen schoben sich die lange zurückliegenden Christdemokraten mit 32 bis 33 Prozent an der SPD vorbei und eroberten den Platz der stärksten Partei zurück. Die Chance auf eine neue Mehrheit für die in Kiel regierende Koalition aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband (SSW) scheint dahin. Dagegen gäbe es sogar die Möglichkeit zum Machtwechsel - etwa im Rahmen eines Jamaika-Bündnisses aus CDU, Grünen und FDP.

"Starker Mann" sein - ohne laute Töne

Günther ist vergleichsweise jung, was ihm deutlich anzusehen ist. Der verheiratete Vater einer kleinen Tochter lebt in Eckernförde und ist ein begeisterter Hobbyläufer. Machtbewusste Gesten und laute Töne sind seine Sache dagegen nicht. "Ich bin von Natur aus der Zurückhaltende und nicht der Welterklärer", sagt er selbst. Ein "starker Mann" zu sein, das habe für ihn gar nichts damit zu tun, "einen auf dicke Hose zu machen".

Auch als Übergangslösung sieht Günther sich keineswegs. Unabhängig vom Ausgang der Wahl will er die CDU weiter anführen. Seine Partei brauche nichts dringender als Kontinuität: "Ich bin gekommen, um zu bleiben", versprach der Herausforderer vor der Wahl - jetzt hat er die besten Argumente. (mm, AFP)

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