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Ab kommenden März müssen Eltern die Masernimpfung ihrer Kinder nachweisen.
© Friso Gentsch/dpa

Schutz gegen Masern: Das Impfen muss für alle leichter werden

95 Prozent der Bevölkerung sollen gegen Masern geimpft sein, ja. Ob das mit der Impfpflicht erreicht werden kann, bleibt abzuwarten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dr. Florian Schumann

Jetzt ist sie da, die Masern-Impfpflicht. Ab kommendem März müssen Eltern nachweisen, dass ihre Kinder gegen die Infektionskrankheit immunisiert sind, bevor diese in Kita oder Schule aufgenommen werden. Bei Verstößen drohen Bußgelder von bis zu 2500 Euro. Die Impfpflicht gilt auch für medizinisches Personal und Erzieherinnen, die nach 1970 geboren sind.

Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Kontroverse, die in den vergangenen Monaten emotional und viel zu oft abseits aller Fakten geführt wurde. Ja, Ziel muss sein, dass 95 Prozent der Bevölkerung zwei Masernimpfungen erhalten, das ist klar. Alles andere als klar ist aber, ob sich das mit der Impfpflicht erreichen lässt. Schließlich sind bereits 93 Prozent der Schulanfänger zweimal gegen die Masern geimpft, Tendenz: langsam steigend.

Experten fordern seit langem, auch die Impflücken bei Erwachsenen stärker in den Blick zu nehmen. Viele von ihnen lassen sich nicht aus Böswilligkeit nicht immunisieren, sondern vergessen es einfach.

Man muss es den Menschen leichter machen, sich impfen zu lassen: indem man ein zentrales Impfregister aufbaut und individuelle Erinnerungen verschickt. Und indem man den öffentlichen Gesundheitsdienst stärkt, sodass er Reihenimpfungen in Kitas und Schulen anbieten kann. Wäre das alles schon geschehen, würde wohl niemand über eine Impfpflicht diskutieren, von der keiner genau weiß, was sie bringen wird.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version des Textes hieß es, die Impfpflicht gelte auch für medizinisches Personal und Erzieherinnen, die vor 1970 geboren sind. Das ist falsch. Es muss heißen: "... die nach 1970 geboren sind." Wir haben das geändert.

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